Clara Katharina Pollaczek an Ferdinand Donath, 9. August 1931


ihm gefrühstückt (Frl. Frieda wurde fortgeschickt] – und ich habe
dazu gelächelt- ich kränke mich nur wenn ich Unaufrichtigkeit Lüge und
Heimlichkeit fühle, die jene »Interessen« bedingen die über einem »Gedan¬
kenaustausch« und eine harmlose »Anregung« wie sie es nennen eben hinaus¬
gehen. Und diese Kränkungen nimmt man mir übel – lösen Verstimmungen u.
Scenen aus und haben diese Zweisamkeit die das Schönste und Beglückendste
hätte sein können zerstört. – Glauben Sie mir, dass seine Nerven sein
Übelbefinden, nicht auf meine s. g. Undulsamkeit zurückzuführen sind
sondern auf das schlechte Gewissen das er mir gegenüber hat auf die inne¬
ren Konflikte die er sich überflüssiger weise schafft.–Er schreit immer,
er brauche »Einsamkeit«. Glauben Sie ernsthaft, dass ich es ihm verüble
wenn er allein zu Hause sein will, oder allein für ein paar Tage auf den
Semmering geht? – Er schützt diese Einsamkeit vor, um allein aus dem Haus
zu gehen oder »Jemand« bei sich zu sehn oder ungestürt telefonieren zu kön¬
nen und er fährt fort wenn er sich von mir entfernen will. Nie ist er
so einsam, wie ich es Tage – Monatelang ja wie sich es seit ein und einem
halben Jahr bin und am einsamsten, wenn ich an diesen entset[z]lichen Aben¬
den des heurigen Winters, mit ihm- zusammen war.

Nein ich brauche kein Mitleid und von ihm auch keine Anerkennung meiner
paar guten Eigenschaften, die für ihn doch nur eine Unbequehmlichkeit
sind, mit der kann man eine Wirtschafterin engagieren, aber damit kann
man keine Beziehung wie die unsre weiter führen

Fragment des Konzepts eines Briefes den ich von Gastein an Dr. D. schrieb
der sich aber merkwürdigerweise nicht, (wie meine anderen 2 Briefe an Dr.
D) unter meinen Briefen an Arthur vorfand, obwol Dr. D. behauptet, ihn
auch A. gegeben zu haben. folgt meine eigenhändige Unterschrift zum Zei¬
chen dass ich selbst diese Abschrift machte.

Clarakatharina Pollaczek.