Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 28. Juli 1931


endlich wissen, dass mein Wesen so ist – ich kann nicht mehr Wärme geben als
ich habe.

Ich: Ja – aber du teilst noch das wenige mein Kind.

Er: Ach die dummen Eifersüchteleien. Einst war es die Vilma L. dann war es die O. und jetzt
ist es die Cl.

Ich: Ich habe die Cl. nicht genannt – aber es Ist die Cl.

Er: Mein Gott, ich leugne nicht dass ich mit ihr recht befreundet bin, aber
das ist auch Alles.

Ich (sehr Freundlich) Immerhin eine etwas merkwürdige Freundschaft, da sie
dir nahezu täglich schreibt.

Er: (feierlich) Ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist, ich habe 1 Br.
und eine Karte von ihr hierher bekommen

Ich: (nehme seine Hand) Schau Kind, es ist unserer unwürdig falsch zu
schwören- ich weiss dass es in 7 Tg 6 Briefe waren-

Er: Du hast gesehen dass ich Briefe aus der Tschechslowakei bekam, aber es
waren Bankbriefe.

Ich : Nein es war der Stempel Z. darauf

Er: (ausser sich) Diese Spioniererei- (drohend) Wage es nich gegen diese
Frau etwas zu unternehmen.

Ich: Nein ich werde sie nicht erschiessen ich werde ihrem Mann keinen
anonymen Brief schreiben- ich gehe und wie ich mich mit ihr auseinandersetze
ist meine Sache. Du bist frei und ich bin es auch.

Ich habe gepackt Carry angerufen. Dazwischen Gespräche mit A. Er ist be¬
sorgt um meine Pekuniäre Notlage. Ich lehne Alles ab. Zum Schluss ver¬
sichert er mich dass sein Interesse an mir nie abgenommen hat- Ich sage
ihm lebwol – er »auf Wiedersehen«

Er: Glaub mir du hast keinen Grund mir böse zu sein.

Ich: Ich bin nicht böse ich hasse Dich nicht, Ich gebe Dir nur den Weg
frei.

Er: Heute vor 3 Jahren ist July von mir gegangen.

Ich : Ich habe schon heute früh daran gedacht-

Er bittet mich ihn Mittwoch Früh anzurufen, ich werde es nicht tun.