Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 14.–16. Juni 1931


sehr genau, dass ich mich da ganz seinen Wünschen füge und jedesfalls
müsste man fragen, was seiner Gesundheit nützlich sei. Das Wohin sei kei¬
nesfalls der springende Punkt für uns. Ich hatte Abend wieder Gallenbe¬
schwerden und eine sehr schlechte Nacht.

Heute Mittag bei Else im Spital, die mir unbeschreiblich leid tut. Lag
dann eine halbe Stunde bei Garry im Zimmer mit Herzbeschwerden und sprach
mit ihm über mein Elend wie mit einem Freund.

Abend mit A. bei »Amphytrion 38« mit der Bergner. Das Stück in der Ueber¬
setzung nicht so gut wie im Französischen, aber doch mehr reizvoll. Die
Bergner unbeschreiblich gut. Sie ist doch das grösste lebende Theater¬
genie. Nachher im Krantz soupiert. A. nahm beim Fortgehen vom Theater
bei Uebergängen ein paar Mal meinen Arm, wodurch eine etwas bessere Stimmung geschaf¬
fen war. Die O. kommt übrigens nicht und A. behauptet, er sei sehr zu¬
frieden damit. Aber ob es nicht nur ein Aufschub ist, um sie später irgend¬
wo zu treffen--?

Morgen ist A. bei Trebitsch zu Mittag mit der Bergner zusammen. Ich
finde es ist sehr ungezogen von diesen Leuten mich nicht einzuladen, da
sie mir Revanche schuldig sind und das Ekel Siegfried mir, als A. und
ich ihn gemeinsam in der Stadt trafen, direkt sagte, »ich hoffe Sie Beide
noch vor dem Sommer bei mir zu sehen.« A. meint, die Bergner habe sicher
gewünscht möglichst allein zu sein. Von mir aus, -ich hab andere Sorgen!
16.6. A. in der Früh besonders kurz und unfreundlich beim Telefon. Ich
dann in der Stadt beim Friseur, weil wir Abend bei Alma und Werfel in ihrer
neuen Villa auf der Hohen Warte geladen sind.

Nachmittag. Nein, nein, so wird es nicht weiter gehen. Ich möchte nur durch¬
halten bis Harry fort ist. A. rief mich um ½5 an, erzählte, bei Trebitsch
seien 15 Personen gewesen ausser der Bergner, der französische Botschaf¬
ter, Schneiderhan, Bertha Z., Alma und Werfel etc. Als ich mir zu sagen er¬
laubte, dass es ein Affront und eine Frechheit von Trebitsch sei mich nicht
eingeladen zu haben, wurde er sofort wütend, erklärte, es bestehe gar keine