Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–20. April 1931


gut geht, aber ich bin doch so entsetzlich müd, dass ich am liebsten im
Bett liegen und schlafen möchte. Und dabei sehne ich mich nach Leben
und Bewegung, ich kann nur nicht mehr weiter.

17.4. Vorm. Friedhof, Sterbetag meines Mannes, ich gehe hin, weil nie¬
mand mehr sich um ihn den »Vielgeliebten« kümmert und er mir leid tut.
Dann bei Carry, der in strahlender Stimmung ist, gestern eine Stunde
ausser Bett, heute schon Vor- und Nachmittag.

Habe heute Früh endlich Clausers eingeladen für Mittwoch oder Freitag
Abend (wann der Mann eben frei ist), nachdem ich mich Auernheimers
versichert habe, da A. diese Zusammenstellung endlich billigte. Am
Nachmittag teilt mir A. mit, dass er Auernheimers für mich ausgeladen
und für übermorgen Sonntag zu sich gebeten hat und ich soll Clausers
auch zu ihm bitten. Dieses Vorgehen ist unwahrscheinlich, denn er weiss
sehr genau, dass der Mann der Cl. am Sonntag fast sicher auf der Jagd
ist und ausserdem hindert er mich seit vorigem Winter mich bei diesen
Leuten zu revanchieren. Ich sehe Sinn und Zweck nicht, aber ich sage
nichts mehr, ich bin zu müd. – Abend im Kino »Oberst Redl«, dann Re¬
staurant Weisser Hahn. Kein Wort über Einladung gesprochen, wozu?

18.4. Mit Frau Clauser telefoniert, ihr gesagt, was A. getan hat, dass
ich völlig unschuldig bin und nicht klar in der Sache sehe, aber dass
ich jede Aufregung vermeiden will wegen A.'s Nerven, vielleicht finde
er es bequemer so. Sie sagte, es sei ihr ein wenig unangenehm wegen
ihres Mannes, der wirklich am Sonntag auf der Jagd sei und denken könn¬
te, A. wollte ihn nicht sehen, aber sie komme und betrachte sich als von
mir bei A. eingeladen. Ist sie falsch, – was ich noch nicht glauben will -
dann die Hundspeitsche! -Regen, Kälte. -Gottseidank Cary geht es gut.
Harry zu Tisch bei mir. Wir haben uns nicht viel zu sagen.

20.4. Gestriges Mittagessen bei A. (Frau Clauser ohne Gatten), Auernhei¬
mers, Beer-Hofmanns. Frau Clausser wurde bei Tisch schwindlig. Ich