Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 11.–16. April 1931


Monjou, einer der besten Films, dann jeder für mich zuhause.

13.4. Vorm. Stadt, mein Fuss mir sehr hinderlich. Abend bei A., wo
Herr Alt die Lampe vorführte (Hängelampe). A. benahm sich grotesk,
aber ich behielt Haltung, der Arme weiss ja nicht, was er will. Als A.
einen Augenblick aus den Zimmer ging, sagte Herr Alt zu mir: »Erlau¬
ben Sie mir, gnädige Frau, Ihnen zu sagen, dass Sie mich entzücken.«
Ich antwortete: »Nein, ich erlaube nicht.« worauf er murmelte: »Ver¬
zeihen Sie mir!« -Komisch, aber ich glaube mancher würde sich wundern,
wenn er A. zuhörte.–-

14.4. Mit A. in der Stadt, der mich damit offenbar belohnen wollte
wegen gestrigen guten Verhaltens, aber er sah so furchtbar schlecht
aus, dass sich mir das Herz zusammenkrampfte. Die O. hat ihn in der
Früh angerufen und ihm über die Ehe Heinis Ungünstiges mitgeteilt.
Wozu? Dieses Weib will sich nur wichtig machen.

Abend zuhause, bin müd und traurig, Wetter elend. Mittag bei Carry.
15.4. Lange bei Carry, der sehr vergnügt ist, obwohl er gestern Abend
37.4 hatte. – Abend mit A. Kino »Blauer Express«, kein sehr guter
Film, Nachher Pilsenetzer (Hotel Regina) genachtmahlt. A. kalt und
nervös, die Luft eisig. Abend im Bett langes telefonisches Gespräch
mit Egon Wellecz über Carry. Carry hat mir erzählt, dass die Familie
W. mich jetzt mehr schätzt, bei Egon sei es schon immer der Fall ge¬
wesen, aber jetzt habe mich auch Emmy sehr gern.

16.4. Vormittag in der Stadt herumgekumpelt (mit Fussschmerzen) wieder
wegen Frühjahrskleidern, habe zu nichts Lust. Bin grenzenlos müd. Um
6 A. auf eine Stunde, allerlei Gespräche, sieht etwas besser aus. Beim
Fortgehen hauchte er einen Kuss auf mein Haar und war ärgerlich, weil
ich etwas spöttisch lächelte. Wie oft lächle ich nicht und verzieh
keine Miene.-

Ich weiss nicht, was ich habe, ich bin doch so glücklich, dass es Garry