Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 5.–12. April 1931


ging, schlaflose Nacht, Fuss stark geschwollen, Temp. 37.7. A. mit
Familie Clauser nach Thalheim. Ich habe ihm mein Befinden verschwie¬
gen, damit er sich nicht bemüssigt fühlt zurück zu bleiben. Anna,
Emmy Nachmittag bei mir.

6.4. Tagsüber zu Bett. Fuss besser, Temp.37.5, Gottlob mehr als Carry,
der seit 2 Tagen nur 37.1 hat. Abend Auseinandersetzung mit A., dem
ich schliesslich die Aussprüche Friedas erzählte und der sie natür¬
lich verleugnet. Was nützt das alles.

7.4. Carry geht es sehr gut. War bei ihm, wenn auch humpelnd. Abend
kurzer Besuch A.'s

8.4. Mit A. im Kino Chaplin, »Lichter der Großstadt«, dann bei Meisl
genachtmahlt. A. wieder mehr kühl. Bei Carry, dem es sehr gut geht.

9.4. Vormittag Stadt, da ich nichts mehr zum Anziehen habe und doch
einmal Frühling werden wird. Vorläufig unentwegt Kälte. Nachmittag
1½ Stunden Frieda diktiert, kein Wort über A. gesprochen. Dann Tante
Clara. Abend A. ganz kurz, ehe er zu Louis Friedmann ging.

10.4. Vorm. mit A. in der Stadt, dann wegen Umtausch der Lampe, die
ich ihm zu Ostern geschenkt habe und die nicht seinen Beifall hat.
Dann mit ihm bei Carry, dem es gottlob täglich besser geht.

12.4. Mittag bei Carry. Abend mit A. bei »Die Million« (übertriebener
Erfolg dieses Films[).] Dann zum Nachtmahl bei A. Sehr öd, aber ich sag
nichts mehr. Das Mitleid wegen Carry ist Gottlob vorbei und so ist
eben weniger da. Abends mit Frau Clauser im »Bauerngeneral«, zu dem
sie uns eingeladen hatte. Gute Vorstellung, hübsche Musik von Strauss,
Rita Georg und Marischka famos. Dann im Imperial soupiert. Immer hat
sie Herzzustände, wenn sie mit uns zusammen ist.

11.4. Carry liess mich heute bitten nicht zu kommen, da sehr viele
Besuche angesagt sind. Vorm. Stadt, wegen meines Fusses recht be¬
schwerlich. Abend mit A. Kino »Marokko« mit Marlene Dietrich und