Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 20.–22. April 1931


bemerkte es, führte sie ab, legte sie in A.'s Arbeitszimmer auf den
Divan. Sie klagte über Herzustände (Man wird glauben, sie sei in der
Hoffnung), meinte sie. Später holte ich sie wieder. Ich kenne mich da nicht aus.
Situation für mich scheusslich. Auernheimers bedankten sich für die
Einladung bei mir, Beer-Hofmanns sahen sich verdutzt an.

Abend mit A. im Kino, (höchst langweilig), dann bei ihm genachtmahlt
(von quälender Oedigkeit), ich sag kein Wort. Heute brachte man mir von
drüben die Lampe zurück.

Mittag bei Carrý, dem es Gottlob famos geht. Er findet meinen Fuss nicht
sehr gut, entzündete Stelle. Ich liege schon um 7 Uhr im Bett, ein Atom Tem-
peratur.

21.4. Regen,Kälte, wie alle Tage. Ein Kastanienbaum vor dem Fenster hat
Knospen zun Aufplatzen, an den Sträuchen grüne Spitzen, das ist der Früh¬
ling!!

Es ist eine Trägheit und Lustlosigkeit in mir, die mich ekelt, keine
Möglichkeit zu arbeiten. Wenn ich zuhause bin lieg ich am Divan. Ei¬
gentlich halbwegs wohl fühl ich mich nur bei Carry, obwohl er trotzig
ist wie ein kleiner Bub und im Grund doch nur die Magdi braucht.

Vorm. in der Stadt Mantel probieren, traf in der Elektrischen Frau
Dr. Reik, die mir erzählte, dass ein Oberlandesgerichtsrat Szetely (oder
so ähnlich) für meine Romane schwärmt und dass ich überhaupt die
Schriftstellerin für ihn bin. Ich glaub, ich werde nie mehr etwas
schreiben können.

22.4. Gestern Abend mit A. bei »Liebling« im Josefstädter Theater
(Géraldy), ganz amüsantes Stück, könnte aber nach dem 3. Akt zu Ende
sein. Nachher im Weissen Hahn genachtmahlt. Conversation und Kälte.
Ich kam in einem Zustand völliger innerer Zerbrochenheit nachhaus.

Den ganzen Vormittag zuhaus. Zu Tisch Fredi, Harry, dann zum letzten Mal
bei Carry im Spital. Morgen geht er nachhause. Am 30. wollen die