Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 22.–26. April 1931


Kinder nach Lugano fahren. Ich danke Gott, – der göttlichen Macht, die
ich fühle, ohne sie zu kennen.

23.4. Die Ehe Ruth-Heini scheint schon erledigt zu sein, Heini hat
seinem Vater geschrieben, genau das getan, was ich durch Dr. D., (der sich
nicht meldet) verhüten lassen wollte.

Abend mit A. Kino bei »Sturm in Wasserglas«. Er ist nervös, unfreund¬
lich. Wir gingen dann Jeder für mich nachhause nachtmahlen. Er be¬
gleitete mich bis zu meiner Tür (zu Fuss), obwohl ich noch hinke
nahm er nicht einmal meinen Arm. Mir ist oft, als müsse ich auf und
davon.

24.4. Die Kinder Carry – Magdi zu Tisch zum ersten Mal seit 2 Monaten.
Die Sonne nicht so intensiv als ich gewünscht hätte, damit Carry
in der Sonne sitzen könnte; sie sind Beide lieb und herzig. Wenn wir
nur Alle etwas mehr Geld hätten.–Mit A. Abend bei »Nora« mit Sybille
Binder, dann bei Meisl genachtmahlt. Das Stück bleibt wundervoll. Der
Abend quälender und öder noch als alle früheren.

25.4. Mittag carry, Magdi, Harry. Carry sieht schon viel besser aus.
Er sagte, ich hätte es viel nötiger auf Erholung zu gehen. Mit A. ge¬
reiztes telefonisches Gespräch, da ich mich weigere morgen Abend
mit Dr. D. und Frau bei ihm zu nachtmahlen. Dr. D. hat sich elend gegen
mich benommen und bei meiner Gereiztheit und Nervösität ist ein Zusam¬
mensein sinnlos. A. kam herüber und es wurde daraus leider wieder
eine Auseinandersetzung, die ich so lange verhütet habe. Ich weinte, -
er war gerührt und nützen wird es doch nichts. Ich sagte ihm, ich halte
dieses Leben nicht mehr aus. Wenn er nicht anders wird, so werde ich
unserer Beziehung ein Ende machen. Ach, was sagte ich ihm alles!

Sonntag, 26.4. Vorm. mit A. in den Dornbacher Park gefahren und eine
Weile spazieren gegangen. Frühling um uns und wir beide müde, zerbro¬
chen.–Abend mit Dr. D. und Anny, mit Humor erledigt, – was bleibt mir