Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 18.–24. März 1931


Abends A. zuliebe im Kino »Stürme über dem Mont Blanc«, so traurig
und trostlos wie das Leben. Dann allein nach Hause.

19.3. Cary Bluttransfusion, nachher Schüttelfpost, 40 Grad, gegen Abend
Besserung, 36.9. Wenn ich nur hoffen könnte.

Bei A., der sehr lieb zu mir war. Musste so viel geschehen, um sein
Herz aufzurütteln.

20.3. Morgens Schüttelfrost, 40 Grad, sehr schlecht. Ich bin in Verzweif¬
lung. Abend 39.9. A. kurz bei mir. Ich wollte allein sein.

21.3. Besserer Morgenbericht, gut geschlafen, 38 Grad.–Mittag wieder
39.5 -, Brechreiz. Abend allein. Erster Frühlingstag!! Laue Luft, Sonne,
und dabei so schmerzlich.

22.3. Morgentemperatur 37.9 und grosse Mattigkeit. Gegen Mittag mit
A. kurzer Spaziergang, dann zu Carry, der frischer ist, Temperatur 38.3.
A. wieder zur Clauser, wo er zu Tisch gebeten ist, zum zweiten Mal in
dieser Woche! Aber alles was er tut liegt meinen Sorgen und meinem
Kummer zu fern. Er kann mir nichts nehmen, aber auch nicht mehr geben,
trotz aller Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit- nichts. Es kommt
nichts aus dem Herzen, nur aus dem Gefühl von Schuld und Verpflichtung.
Ich täusche mich nur manchmal und dann fühle ich doch wieder die Wirk¬
lichkeit. Mein lieber Gott, mach Carry gesund!

23.3. Carry Morgentemperatur 37.9. Schwips mit Tokayer 1874 von einem
anonymen Spender, ich glaube von meinem alten Freund Globoznik, aber
Carry lacht mich aus und sagt: »Von einem einfachen Mann aus dem Ambu¬
latorium.«

Mittag 39 -39.2, leichte Uebelkeit. Im Ganzen Besserung. Am Abend mit
A. Kino »Afrika spricht«, dann allein nach Haus.

24.3. Früh 38.2-Mittag 39.5, aber Appetit und Allgemeinbefinden sehr
gut. Abend A. bei mir, sehr ermüdet von Filmgesprächen, Radio zuge¬
hört. Am 21. Mai sollen Heini und Ruth für 6 Wochen herkommen. Was steht
mir da wieder bevor. Auf Heini würde ich mich sehr freuen,obwohl