Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 13.–18. März 1931


Carry hinein, der einen viel besseren Eindruck macht. Ich durfte bei
ihm bleiben, so lange Magdi mit ihrem Vater essen war. Ich nehme es ihm
nicht übel, ich finde es so begreiflich, dass man nur die Frau, die
man liebt, bei sich haben will. Um 3 Uhr schickte er mich fort. Werde
am Abend noch telefonische Nachrichten bekommen.

14.3. Morgennachricht Carry besser. Morgentemperatur 38. Gestern Abend
bei A., der elend aussieht. Sorgen und Kummer, wohin man schaut. Heute
Abend Anna bei mir, guter Kerl.

15.3. Else über den Tag fort, bin von 1-6 bei Carry, um 3 Uhr 39.5. Ge¬
spräch mit Trude Bien, die mich beruhigt. Abend bei A., der etwas erhöhte
Temperatur hat. Dr. Donath zum Nachtmahl, der gestern einen Sohn bekom¬
men hat. Als er mich nach Hause begleitete, flehte ich ihn wieder an
etwas für A. zu tun.

16.3. Bei Carry. Wieder höhere Temperatur. Früh 39.3, Mittag 38.1, um
3 Uhr 40.1. Bin um 8 Uhr wie tot ins Bett gefallen.

17.3. 8 Uhr Früh. Anruf Dr. Siebner: Temperatur 39.3, Brechreiz, Carry
soll sehr verstimmt sein, psychisch leiden, das bemerke ich schon
seit 2 Tagen bei ihm.

17.3. Sehr böser Tag. Temperatur Vormittag 38.7, Mittag 36.3, Nachmittag
und Abend 39.7. Carry sehr matt und deprimiert, ich verzweifelt. Fuhr
zum alten Bloch mein Herz ausschütten.

Abend A. bei mir. Er ist sehr lieb und gut, sichtlich bemüht mir zu
helfen, aber er kann mir nicht geben, was er nicht fühlt und ich jetzt
mehr als je brauche. Ich bin allein.-

Ferry D. hat Arthur endlich wieder eine Diät verordnet.

18.3. Cary, Morgentemperatur 38.7. Als ich zu ihm kam war er etwas an¬
geheitert durch einen schweren alten Wein, den Tedy ihm gebracht. Später
schlief er. Dann wieder 39.7. Trotzdem der Allgemeinzustand besser
als gestern.