Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 24.–31. März 1931


ich glaube, dass eine so lange Einquartierung für A. sehr anstrengend
ist. Aber was wird sich alles daran knüpfen?

25.3. Carry 38.5 Morgentemperatur. In der Nacht Bier getrunken nach¬
her Uebelkeit. Alle meine Ermahnungen eine gewisse Diät zu halten
sind vergeblich. Wie machtlos ist man!

26.3. Früh 37.7. Um ½4 38.9, entschiedene Besserung, noch wage ich nicht
mehr zu sagen. Gestern Abend mit A. aufregender Film »Südpolarflug
Bird«, dann nachhause jeder für sich. Kaltes Wetter. Heute Abend
Sternwartestrasse mit Frieda, Bruder und einem Herrn Thomasberger.

27.3. Schlechter Tag. Früh 38.7, Mittag arge Ueblichkeit, hohes Fieber,
später 39.2, aber bei schon besserer Verfassung. Allein mit Carry, der
sehr bedrückt scheint.

Abend mit A. bei dummen Film, da es das Einzige ist, was ihn zerstreut.
Dann bei ihm. Zärtlichkeit, die aber sehr müde scheint – vielleicht Mit¬
leid.

28.3. Gottlob Temperatur 37.6, wie ich telefonisch höre.–Nachmittag
wieder Erbrechen und Mattigkeit, Temp. 39.2. Abend allein zuhause.
Anna hat mich bei Carry geholt.

29.3. Früh 36.9, Mittag wieder 39.7, aber Allgemeinbefinden sehr ge¬
bessert, keine Ueblichkeiten. A. Mittag mit mir zu Carry und Magdi
zu ihrer Grossmutter begleitet. Ich bis gegen 4 Uhr bei Carry, der in
guter Stimmung war.

Abend mit A. im Kino »Liebe auf Befehl«, saudumm, dann bei ihm. Matte,
verlegene Zärtlichkeit.

30.3. Carry 37.6 Temp. A. mich erst um¼ 11 angerufen, weil die »Mas¬
seurin« bei ihm war.–Abend A. mich geholt. »Brüder Karamasoff«. Dann
nachhause. Cary Nachmittag weniger wohl, 39.2.

31.3. Cary wohler, aber ich bin noch sehr unruhig. A. Abends kurz bei
mir. Ich wie täglich ½1-4 Carry.