9.8.1930. Anruf aus St. Moritz mit Voranmeldung. Als mir der Anruf ge¬
meldet wurde und in den Minuten, die bis zum Gespräch verrannen, war
ich irrsinnig vor Angst, es könne ihm etwas geschehen sein und man will
mich vorbereiten, – aber als er dann am Telefon war, zog sich mein Inneres
feindselig zusammen und ich beantwortete seine Fragen nach meinem Be¬
finden möglichst kurz. Er fährt erst morgen dort fort und trifft Montag
Vormittag hier ein. Und was wird weiter werden – - Ich habe kein
Vertrauen mehr, trotzdem er sagte, er sei froh wenigstens meine Stimme zu
hören. Das hätte früher kommen müssen. Mein Befinden heute mässig, aber
etwas weniger aufgeregt. Heute Vormittag zum zweiten Mal Gesichtsmas¬
sage, ich glaube nicht, dass es was nützt. Noch zwei Nächte und ein Tag!!
10.8. Der letzte Tag vor seiner Ankunft. Gesundheitlich etwas besser,
Magdi von ½11-4 bei mir, viel Aenderungen an der Corday diktiert und
viel mit ihr geplauscht. Sie ist viel reifer geworden. Cary und sie
sind das Beste in meinem Leben. Wetter trüb und kühl.
11.8. 10 Uhr. Er hat angerufen, kühles Gespräch im gleichen Ton wie vor
6 Wochen. Schon von seiner Seite so eingesetzt. Ich soll um 1 Uhr hinü¬
berkommen. Ich sehe nichts Gutes voraus.
5 Minuten vor 1 Uhr. Jetzt gehe ich hinüber, wie werde ich wiederkehren? -
5 Uhr. Ich sitze seit 1½ Stunden regungslos auf meinem Divan, unfähig
irgend etwas zu tun. Es ist alles viel schlimmer, als ich dachte. Elen¬
des Aussehen, kühle, gleichgiltige Konversation. Ich war beim Kommen
sehr erregt, konnte kaum atmen. Er sagte lächelnd: »Ist es so ergrei¬
fend mich wiederzusehen?« Das ernüchterte mich. Von da an belanglose
Gespräche und Fragen. Zum Schluss frug er mich, ob ich nicht drüben
nachtmahlen will. Ich lehnte ab. Was könnte dabei Gutes herauskommen?
7 Uhr Abend. Manchesmal glaube ich, es muss doch etwas Licht in diese
Finsternis fallen. Aber es wird immer dunkler und dunkler.
12.8. Mein Befinden elend. Cary Magdi zu Tisch bei mir. Um 7 Uhr zu