nur der weniger Nächte) in ihren Armen gestorben, und da auch Lud¬
wig vom Begräbnis des Schwiegervaters zur Premiere, rpct. in die
Nähe der früheren Geliebten eilt, ist es vielleicht des Guten oder
des Bösen zu viel.

Überleg es dir. Ich will nicht, recht behalten, aber ich kann nur so
sagen was ich spüre.

Dann ein paar Äusserlichkeiten. Im Jahre 1930 ist auch im schäbigsten
Absteigquartier sicher keine Kerzen – Beleuchtung mehr, und eine Junge
Schauspielerin trägt kein Kostüm mit Muff. Überhaupt sind in dieser
Richtung einige Regie-Bemerkungen verfehlt. Ich schreib wenn es dir
angenehm ist nach nochmaliger Lektüre, eingehender.

Deine Einstellung zu dem Stück liegt nur in Deiner Stimmung und
zwar in Deiner momentanen Stimmung. Wie gesagt – ich glaube an dieses
Stück und sehe nicht ein, inwiefern es ein Regie-Buch und kein
Stück ist, weil es viele Regie-Möglichkeiten bietet[.]
Gestern nach 6 Uhr ging ich zum ersten Mal zum Mühlbrunnen und trank
meinen Becher in einem gräulichen Menschenstrom, der einer semitischen
Völkerwanderung glich und zwischen dem Brunnen und Pupp hin und her
zirkuliert. Später kaufte ich mir etwas Schinken, Butter und Oblaten,
kam um ½8 Uhr nachhause, da ich totmüde und hungrig war, schrieb an
Carry und Magda, von denen ich ein sehr liebes Telegramm hier vorfand,
las bis gegen 10 Uhr »Mrs. Biest pfeift« – ein Buch, das noch stärker
und besser zu sein scheint als Remarques »Im Westen nichts Neues«, jedesfalls
merkwürdiger – und war vor 10 Uhr im Bett.

Heute schon um 7 Uhr Früh beim Brunnen, dann bei Pupp gefrühstückt
von 9–10 zuhause diesen Brief begonnen, den ich jetzt fortsetze, dann
im Stadthaus. Direktor Gietschner erst in einer Stunde zu sprechen,
Ich soll in einer Stunde, etwa um ½12 wiederkommen. Ich lasse meine
Belege dort und gehe spazieren. Um ½12 – Direktor G. lässt mir sagen,
ich bekomme eine Ehrenkarte, habe alles frei, Bäder, keine Kurtaxe,
freien Besuch der Rennen etc. Ich soll doch was Hübsches über Karls¬
bad schreiben und ich soll entschuldigen, wenn er mich heute nicht