Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 1.–8. August 1929

A. kam noch gegen ½10 auf einen Plausch herüber.

2.8. Viel gearbeitet. Abend Kino »Eine Nacht in London«. Hübscher, amü¬
santer Film. Westbahn genachtmahlt. Gute Stimmung, aber Klagen über Befinden

3.8. Vorm. mit A. in der Stadt, Viel von der Reise die Rede. Vielleicht
erst nach Ouchy Genfersee, dann in die Höhe. Ich weiss nicht, ob ich
mich freuen soll. Frieda den 2. Akt »Dame« diktiert. Abend Anna und
Maria.

4.8. Vorm. mit A. Schinnerer und Frieda wundervolle Autofahrt über
Weidling, Tullbing, an dem Schloss vorbei, das ich einmal fast gekauft
habe, Kierling, Klosterneuburg. Mittag alle bei A. Gute Stimmung, gute
Gespräche. Die Sonne kam langsam heraus. Nachm. geruht und gearbeitet.
Abend allein bei A. Sehr zärtlich. Er hat mich doch sehr lieb.

5.8. In der Stadt, Nachm. Gisela B. meine Gedanken meist bei meinem
Stück. Am Abend gearbeitet. Gutes Gefühl.

6.8. Vorm. mit A. in die Stadt und Südbahngarage wegen etwaiger
Autotour. Er kommt zu keinem Entschluss. Sehr enervant, da ich keinerlei
Reisevorbereitungen treffen kann. Am liebsten bliebe ich schon in Wien.
Nachm. Frieda diktiert, die den 3. Akt langweilig findet.

Von der Presse endlich Bescheid. Ich soll 1000 S. Vorschuss auf meinen
Roman beheben, ohne Angabe, wieviel das Honorar beträgt. Ich bin froh
wenigstens so weit zu sein.

7.8. Kino mit A. »Fahrende Leute«. Sehr gut unterhalten. Dann »Linde«.
A. etwas heiterer, im Laufe des Abend nach anfänglicher Melancholie

8.8. Mittag Cary Magdi zu Tisch. Beide sehr lieb. Magdi fährt morgen
für 3 Wochen zu ihren Eltern nach Aussee. Cary zieht ins Spital. Am
1. Sept. zirka gehen sie auf Urlaub nach Italien.