Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 8.–17. August 1929

Am Abend nach langer Zeit Herry mit seinem Schwiegervater zum Nachtmahl.
Ganz nett, aber kein Wort über Hochzeit oder Braut.

9.8.Mit A. und Schinnerer am Cobenzl genachtmahlt. A. sieht besser aus
und ist in besserer Stimmung.

10.8. Abend mit A. im Kino »Scharlstan«. Blödes Zeug. Dann zufällig
Alice Schmutzer und Tochter getroffen. Im Türkenschanzpark genachtmahlt.
Heitere Witwe.

11.8. Mit Cary Mittag Meisl und Schadn gegessen. Angenehmes gutes Zu¬
sammensein.

Abend mit A. bei »Revolte im Erziehungsheim« von Lampl. Es ist richtig,
dass solche Dinge auf der Bühne zur Sprache kommen, aber natürlich keine
Dichtung und ohne literarischen Wert.

14.8. Gestriger Abend mit Herry, Carry, Mädi, Fürchterliches Zusammensein.
In der Früh Anruf A. Die O. hat gestern geschrieben, sie habe das Bedürf¬
nis ihn zu sehen, will am 13.9., Lilis Geburtstag, mit ihm zusammentreffen.
Unsere Reise daher wieder limitiert.

15.8. Vorm. A. auf eine halbe Stunde bei mir, redet mir zu am Abend hi¬
nüberzukommen.

Abend also drüben mit Heini und Schinnerer. Heini sehr liebenswürdig,
aber das genügt eben nicht. Hat sehr schön Klavier gespielt (Strawinsky).
Schinnerer sagte mir, als er mich heimgeleitete, viel Lobendes über meine
Arbeiten, die er gelesen hat. »Sie erinnern ihn an Schnitzler.«

16.8. Vorm. Stadt. Bin müde und verstimmt, habe Angst vor der Reise.
Erwarte Cary zum Nachtmahl.

17.8. Mit Carry viel über Herry gesprochen. Der Bursch ist unmöglich.
Jetzt will er, dass ich die Wechselschuld von 350 S. zahle und er Mädi