Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 22. Juli – 1. August 1929

22.7. Otto bei mir. Auch melancholisch. Weint über Hugos Tod.

23.7. Schöner Abend bei A.! Beim Heimweg ekelhaftes Erlebnis.

24.7. Mit A., Schinnerer und Frieda im Kino. Elender Film. Beim Gruss
genachtmahlt. Gute Stimmung. An einem Tisch ein Herr van Hanen, der ein
Flirt von Lili gewesen ist. Was für einen schlechten Geschmack hatte
dieses arme Kind. Abenteurerphysiognomie.

25.7. A. bei mir zum Nachtmahl. Er war traurig und blass. Während das
Radio »Die verkaufte Braut« spielte, sass er mit geschlossenen Augen da.
Morgen Lilis Sterbetag.

26.7. Mittag bei A., der heute ruhiger ist als ich gefürchtet habe. Abend
ist seine Nichte Anny mit ihrem Mann Dr. Donath bei ihm. Carry, Magdi bei
mir. Herry fährt morgen für einen Tag nach Kitzbühel zur Braut. Ich
spreche ihn nur telefonisch.

27.7. A. sieht schlecht aus. Im Kino bei »Komödiantin« (netter Kitsch).
Dann »Linde« genachtmahlt. Gedrückte Stimmung, Unschlüssigkeit wegen un¬
serer Reise. Fühle, er wartet auf irgendwelche Entschlüsse der O. Nachm.
Lotte M. (besonders liebe Person).

28.7. Abend bei A. traurig, Melancholie. Ich bin auch schon ganz krank.

30.7. Abend A., Frieda und Schinnerer bei mir zum Nachtmahl. Sehr fad.
A. müd, setzte sich nach dem Nachtmahl in einen Fauteuil und schlief.
Kühles, regnerisches Wetter.

31.7. Abend mit A. im Kino (»Mutige Seefahrer«). Schmarrn. A. blass, aber
bessere Stimmung. Wetter kühl, bei Gruss genachtmahlt. Heute viel gear¬
beitet.

1.8.29. Bei Sonnenschein erwacht. Mit A. kleiner Morgenbummel. Bessere
Laune. Nachmittag am Stück weitergearbeitet. Gegen Abend Gewitter.