Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 17.–21. Juli 1929

Gestern bei A. mit Arnoldo genachtmahlt. Ich werde froh sein, wenn die¬
ser Mann fort ist. Er tut mir leid und zugleich ist er mir unheimlich.
Er sprach viel über seine Kraft zu hypnotisieren – - – Heute Abend fährt
er fort. Nachmittag Dr. Fischer, Vormittag Frieda ersten Akt »Dame« dik¬
tiert. Wenig befriedigt. Gegen Abend A. besser aussehend, aber müde und
traurig. Zum Nachtmahl Otto. Sommerabend auf der Terrasse. Allerlei
Gespräche, hauptsächlich über Harry.

18.7.1929. In der Nacht um 12 Uhr durch Carry aus dem Schlaf geweckt,
der nur sein Gespräch mit Herry referierte. Es ist zum Grausen. Er will
Mädi aus opportunistischen Gründen heiraten, er sei anderthalb Monate in
sie verliebt gewesen, aber es sei vorbei. Er wird sie anständig behandeln,
und nicht kompromittieren, aber er denke nicht daran ihr treu zu sein.
Ich kann nicht mit ihm sprechen.

Wieder ein wunderschöner Sommertag. Heute wird Hugo begraben.

19.7.1929. Vormittag Zahnarzt. Nächste Woche beginnt eine längere Be-
handlung. Nachm. Dr. Fischer. Mein Hals weniger gut. Am Abend Carry und
Magda. Es ist eine Freude, wie lieb die sich haben. Um 10 Uhr Anruf
Neue Presse, die mir neue Anstände wegen des Honorars für den Roman ma¬
chen. Ich habe erklärt 2500.–oder den Roman morgen zurück. Gott, wenn
ich den Roman wirklich zurückbekomme – ich habe so damit gerechnet!

20.7.1929. Kinoabend mit A. »Lustige Seefahrer«, aber nicht sehr lustig. Nacht¬
mahl beim Gruss im Freien, wundervoller warmer Abend. Nachm. waren Tante
Clara, Emmy R. und Anna bei mir. Hals weniger gut.

21.7. Melancholischer Abend bei Arthur. Erst im Garten, dann Vorlesung Tagebuch¬
blätter über Hugo und 2. Akt »Spiel der Sommerlüfte«. Szene mit Kaplan
wundervoll.