Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 18. März 1929

Fischer zeigte sich in der Duninsache (Weg ins Freie) geneigter.-

Heute Vormittag habe ich wieder im Bureau eine Besprechung. Dieses Hin
und Herr, dieses Auf und Ab (»Ich schwanke noch«) ist meinen Nerven
nicht sehr zuträglich. Jede Sache erfordert die dreifache Zeit. Persön¬
lich war und ist er wieder von grösster Liebenswürdigkeit.-

Am Abend las ich O. Heini das Spiel der Morgenlüfte vor;
besonders der erste Akt gefiel – der zweite Aktschluss erregte die
erwarteten Bedenken; noch stärkere Einwendungen wurden gegen den drit¬
ten Akt erhoben; darunter einige sehr kluge. Die Aenderungen werden
nicht allzu schwer zu machen sein; – das schwerigste ist und bleibt
der Schluss des zweiten Aktes. Aber da ich nun entschlossen bin den
Kaplan »unvesehrt«, zwar nicht aus der Discussion, aber aus den Versuchun¬
gen hervorgehen zu lassen, – wird auch diese Schwierigkeit zu überwinden
sein.

Heute kam die von Kolap nachgewandte Post an; – Wiegler hat sich also
noch nicht gerührt. So werde ich mich allerspätestens Donnerstag bei
ihm selbst melden. Donnerstag Morgens will ich Dich auch antelefonie¬
ren, da werde ich hoffentlich schon was bestimmteres vielleicht
auch über meine Rückkunft sagen können. – Und nun, mein geliebtes Kind,
sage ich Dir für heute Lebwohl. Zu Mittag bin ich heute bei Dora;
Nachmittag will ich Correspondenz erledigen und mich Abend so früh
als möglich niederlegen. Mein Befinden ist im ganzen gut, ich bin frisch; -
aber dazwischen gibt es sehr tiefe Ermüdungen.

Lebwohl noch einmal, freu Dich des Frühlingwetters und benütz es so gut
es geht. Ich küsse Dich von ganzem Herzen und ganzer Seele. Dein A.