Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 19. März 1929

Wien, 19.3.1929.

An A.S., Berlin.

Liebster,

eben 12 Uhr kommt Dein gestriger Brief, demzufolge sich
in den dortigen »Verhandlungen«, wenn man dieses Herumziehen so nennen
will, noch nichts entschieden hat. Warum die Bergner sich immer allein
mit den Direktoren oder Theaterleuten bespricht und Dir dann referiert
und Du dann wieder mit dem einen oder andern allein sprichst, ist
mir schleierhaft. Zweck Deines Hinfahrens war doch, das gemeinsam zu
besprechen und es kann doch nur was Richtiges bei alledem heraus¬
kommen, wenn sich die Beteiligten da und dort zusammensetzen und
sehen, unter welcher Flagge man am besten einig wird. Aber schliesslich
lässt sich aus der Ferne nicht mitreden und ich bin auch nicht klug
genug, um in Theaterdingen zu raten.

Ich war etwas erstaunt nach einer Woche (ganz gegen
Deine sonstige Gepflogenheit) noch nicht telefonisch angerufen worden
zu sein. Offenbar hat es sich nicht "gefügt" : Zu erzählen habe ich
Dir ohnedies nichts.

Warum Du so lange wartest Dich bei Wiegler zu melden
und worauf Du wartest, weiss ich nicht. Eine Intervention oder ein Ge¬
spräch mit ihm ist doch jedesfalls eher von Nutzen, bevor eine Ent¬
scheidung gefallen ist und nicht wenn vielleicht das Manuscript schon
zurück ist.

Das Wetter ist schön, wenn auch noch immer recht frisch,
in der Früh 1–2 Grad Kälte. Heute Nachmittag gehe ich zu Wellesz hi¬
nüber, wo auch Miss Newton sein soll. Am Abend immer zuhause. Bleibe
nur jedesfalls dort, bis Du zu einem Resultat gelangt bist, eine Ab¬
reise ohne fixe Vereinbarungen wäre ganz sinnlos. Lass es Dir weiter
gut gehen und sei herzlich umarmt.

Deine C.K.