Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 18. März 1929

Berlin, 18.3.1929.

Hotel Esplanade.

Mein Liebes, ich habe Dir gestern Früh nur einen flüchtigen Gruss ge¬
sandt und berichte nun das Nähere, wie der Sonntag verlief. Am Vormittag
war ein echtes Frühlingswetter, durch den Tiergarten zu Viki und Mimi,
die beide einigermassen Patienten sind; anderthalbstündiges Gespräch,
über Elsefilm und Bühnenangelegenheiten, »Tempo«; Jakob, Lothar (sie waren
durch Emmy W. unterrichtet), Journalismus, Betrieb, Eitelkeiten u.a. Zu
Fischers Grunewald Mittag essen. Dort O., Heini, Jakob (ohne Martha),
Kellermann, Bermann, – die Elisabeth. Die Angelegenheit Strnad; – die Un¬
begreiflichkeit meines Plans, ja sein ganzes Verhalten verzögert
wohl die Angelegenheit; doch bleibt E. ehrlich entschlossen (absolut?
entschlossen!) und sie wird, will ihre Frühjahrsreise nicht früher an¬
treten, als wir hier zu einem Abschluss gelangt sind. Sollte Strnad mei¬
nen Vorschlag oder meine Anregung die Masse zu ändern zustimmen – so
müssten wir das heute oder morgen erfahren; in jedem Falle aber spricht
sie noch vorher mit dem schon öfters erwähnten Neppach,
der – angeblich einen fertigen Plan zur Else ausgearbeitet hat – womit
wir übrigens in keinem Fall an Barnowsky gebunden wären; wieder nach
wie vor frei entscheiden könnten. Samstag hatte sie mit Klein gespro¬
chen, so dass uns Reinhardt–Barnowsky–Klein zur Wahl stünden. Mit diesem
letzteren kämen wir gewiss am geschwindesten zu einem Resultat; –
er ist klug und – nach allgemeinem Urtheil – der verlässlichste. Du
begreifst, dass ich nach meinen bisherigen Erfahrungen in der
Sache mich nicht zu prophezeien getraue – und es ist gar nicht unmög¬
lich, dass ich unverrichteter Dinge nach Wien zurückfahren muss; jeden¬
falls, was an mir liegt, so werd ich alles dransetzen, dass wir vor Ende
dieser Woche zu einem Ende kommen. Ich bitte Dich Liebes – werde nicht
ungeduldig – Du hast ja einen Einblick und siehst, mit welchen sachlichen
und persönlichen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat. Reise ich jetzt
(vor Erledigung) ab, so stelle ich damit das Ganze wieder in Frage.