Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 2.–10. März 1928


Stimmung.

3.3. Schnee, Kälte, aber um die Mittagszeit Sonne. Spaziergang mit A,
bessere Stimmung. Abend mit Hofrätin Z. bei A. Sie kam verspätet. A.
plötzlich sehr zärtlich, daher auch ich froher.

Hofrätin Z. sagt zu mir, wie A. aus dem Zimmer geht: »Denken Sie, die O.
hat in Berlin ein kleines Fest mit Tanz gegeben. Sechs Monate
nach dem Tod ihres Kindes. Ist das nicht ein Schwein?« Ich antwortete,
dass ich es nicht glaube. Es kann nur böswilliger Tratsch sein. So
schlecht ich auch von ihr denke, das halte ich doch für unmöglich.

Heute Nachmittag Tee bei Gotthilf.

Abend bei A. Zärtlich aber nervös.

4.3. Vormittag kleiner Spaziergang mit A., Abend zuhause.

6. 3. Im Bett. Abend Kino mit A. Gespräche mit F. Bl. u. anderm wegen Herrys Anstellung. Gott gebe,
dass das endlich wird.

6.3. Abend Kino. Nachher mit A. »Linde«. Czokor getroffen. Nicht unsym¬
pathischer Bohemien. Nachmittag Gisella Berger bei mir gewesen, sympathisch
wie immer.

8.3. Bewegter Tag. Mittag bei Königswarter zun Frühstück. Nachmittag beim
Emmy R. Abend Cary, Harry, Magdi bei mir. Ihnen die »Tochter des Hauses«
vorgelesen, hat ihnen sehr gefallen. Schönes Zusammensein, gutes, dankbares
Gefühl in mir.–Seit vorgestern Tauwetter, Frühlingsahnung.

9.3. Harrys Anstellung perfekt. Bin glücklich. Ab 15. Vereinsmolkerei-
400 S. monatlich.

Abend mit A. im Kino. Seine Abreise nach Berlin für den 12. festgesetzt.
Mir graut vor der Trennung. Ich finde ihn sehr blass.

10.3. Vormittag holte mich A. zu einem kleinen Spaziergang. Er ist von
grosser Zärtlichkeit zu mir. Wir treffen Louis Friedmann. Ueber Null Grad,
es tropft von den Dächern. Ich bin froh.