Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 23. Februar 1929 – 2. März 1928


sich natürlich nicht wegen der O. Und ich spüre das alles und er ist noch
wütend, dass es mich verstimmt.

24.2. Gestern Abend noch im Kino mit A. Etwas gemütlicher, wenn auch ohne
jede Zärtlichkeit. Heute Vormittag war ich beim Eisstoss auf der Reichs¬
brücke mit ihm, dann in der Hauptallee. Eisiger Wind. Wann wird dieser
Winter ein Ende nehmen? Am Abend soll ich zu ihm. Ich fürchte mich. Eine
Aussprache wird sich nicht umgehen lassen und wenn, dann ist es eine Ver¬
logenheit.

25.2. Gestriger Abend belanglos. Gespräche über literarische Angelegenheiten
Deprimiert nachhause. Nachmittag Diktat mit Frieda. Novelle »Kammerdiener«
in »Die Tochter des Hauses« umgetauft. Abend Kino mit A. Er fasst im Dunkeln
nach meiner Hand. Besserer Abend.

26.2. Mittag bei A. Ruhige Auseinandersetzung. Er wird sich- und ich mich
nicht ändern. Heute Abend allein. Cyzars bei A.

27.2. Nahezu den ganzen Tag diktiert. Erst Abend eine halbe Stunde an die
Luft. Sehr lieber Anruf Pouthons. Prof. Strnad bei A. zum Nachtmahl, Be¬
sprechung »Else« und Berliner Reise – - Ich bin in trister Stimmung, habe
so ein schlechtes Gefühl, als ob mir etwas Böses bevorstünde. Gedanken an
den Tod.

28.2. Stimmung weiter gedrückt, Befinden physisch und psychisch elend.
Neuerlicher Schneefall, 8 Grad unter Null. Morgen der 1. März. Abend bei A.,
Beide sehr nervös, trotz Zärtlichkeiten. Kein gutes Stadium.

1. März. Früh 9 Grad unter Null. Spaziergang mit A. Trotz Kälte bessere
Laune. Habe ihn bis zu seinem Friseur begleitet. Nachmittag Pouthon bei
mir. Wärme, Heiterkeit, Herzlichkeit. Er trägt Dienstag meine Novelle zu
[Zs]olnay. Ich heisse Clemens Pidoll. A. schickt sie morgen unter demsel¬
ben Namen an Wiegler (Ullstein). Bin neugierig, was dabei herauskommt
und ob ich endlich Geld verdienen werde.

2.3. 10 Grad unter Null. Hochzeitstag meiner Eltern. Abend allein. Triste