Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–23. Februar 1929


Viele Menschen. Abend bei A., er ist nervös.

19.2. Kino. »Loge Nr. 13« (Greta Garbo wundervoll). Melancholischer Abend
mit A., der nervös ist. Um 11 Uhr nachhause, da A. einen Anruf der Elisa¬
beth Bergner wegen »Else« erwartet. Irgendetwas stimmt wieder nicht in sei¬
nem Wesen.

20.2. Na also! Die Bergner findet, dass er absolut nach Berlin kommen
muss wegen der »Else« Besprechungen. Ich habe das kommen sehen.

21.2. Bei Harry (endlich fieberffei), dann Stadt. Mittag Fredy. Nachmittag
diktiert. Abend mit A. bei einem blöden Stück in der Komödie, nachher
»Linde«. Freundliche Konversation ohne Zärtlichkeit.

22.2. Kino. Dann »Linde«. Fader Film »Sieben Adler«, fader, ennervanter
Abend. Am Nachmittag Anna bei mir. Ich liess mir viel von ihr erzählen,
schwieg über mich und meine Angelegenheiten. Helfen kann einem doch nie¬
mand.

23.2. Vormittag bei Cary und Magda. Zu Fuss hinübergegangen. Noch immer
einige Grad Kälte um die Mittagszeit. Gutes Gespräch mit den Kindern.
Aerge mich nur, dass die liebe kleine Wohnung so verschlampt ist. Nachmit¬
tag Frieda zum Diktat. Lange Gespräch über A., der mir meine Verstimmung
sehr übel nimmt. Ich habe ihr meine Meinung gesagt und sie hat es schliess¬
lich eingesehen. Ich kann es nun einmal nicht ändern, dass es mich irri¬
tiert (gelinde ausgedrückt), wenn er jetzt alle 8 Wochen nach Berlin fährt.
Zugegeben, dass er diesmal aus rein geschäftlichen Gründen hinfahren
muss, so ist eben dort eine Frau, die seine Frau war, auf die er Rücksicht
nimmt, die er nahezu täglich sieht. Gewiss kann ich ihn an nichts hin¬
dern und er ist frei zu tun, was er will, aber er darf sich doch nicht wun¬
dern und mich durch Bösesein und Kälte dafür strafen wollen, dass mir
das nicht egal ist. Warum nimmt er mich nicht einmal mit nach Berlin?
Wie gut wäre es für mich und meine Arbeit einmal herauszukommen! Wie
nützlich wären mir persönliche Gespräche mit Verlegern! Aber er traut