Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 1. Januar 1929


die Else spielen könne, wo es ihr beliebt; – jeder auch Jessner wür-
de ihr das Theater zur Verfügung stellen.-? Alles weitere hängt nur
von den Besprechungen mit Strnad ab – ehe diese tatsächlich und
ernsthaft und ausführlich stattgefunden hat, – ist nichts sicher zu
sagen. (Auch dann noch nicht). – In jedem Fall, auch wenn Strnad
nicht hieherkommt, sprech ich sie noch einmal; wahrscheinlich bei
ihr.-

Den Sylvesterabend bei O. mit Arnoldo, Heini, Ruth. Das neue Jahr kam
unmerklich; – ich spielte mit Heini Bach vierhändig; von Nachrufen auf
das vergangene Jahr wurde abgesehen. Um 1 Uhr war ich schon, von Heim
und Arnoldo begleitet, im Hotel, schlief gut, d.h.ich wachte nicht auf
in der Nacht, – überhaupt noch kein einziges Mal seit ich in Berlin bin-
träume aber viel und undeutlich- habe heute ziemlich arge Kopfschmer¬
zen. Wundervoll es Wetter; Heini holt mich zu einem kleinen Spazier¬
gang ab. Dass Du die Sophie gekündigt hast, ist sehr ver¬
nünftig – übereile Dich nur nicht mit der neuen Wahl.

Dein Brief, mein Liebes – hat mich sehr tief und wohltuend berührt. Ich
kann Dir nur schwer antworten, denn es ist mir nicht gegeben so gute
Worte zu finden – in Briefen wenigstens nie. Aber Du sollst wissen
und weisst es wohl auch – wenigstens manchmal, wie lieb ich Dich habe
und wie dankbar ich Dir bin. Nur dies; Dank, und im wahrsten und
weitesten Sinn. Ich küsse Dich aufs zärtlichste Dein A.