Berlin, 1.1.1929.
Mein Liebes, der gestrige letzte Tag des Jahres 28 hat so getan, als
wenn … Der langerwartete Dollarscheck aus Amerika kam – S. F. zahlte
31.–35. Auflage Therese, – und endlich erschien gar die mehr oder weniger
heilige Elisabeth – Aber ich will in Ordnung erzählen. Vormittag
bei S. F., sprach ich ihn, Bermann, Loerke, Kayser und Maril, – ohne dass son¬
derlich viel neues herauskam. Das wesentlichste, dass das Deutsche Theater
in den Kammerspielen den Reigen spielen möchte. Ich liess dem Direc¬
tor Klein (in Firma Reinhardt) sagen, – er möge mich anrufen, – ev. sei ich
ja bis Sonntag da; – gleiches lass ich den Rotters bestellen (die die
Komödie der Verführung spielen wollen) – Auch über die Buchausgabe
Reigen (Harz) gab es eine Unterhaltung, in der S. F. wieder alles, was er
Tags zuvor gesagt, hatte, zurücknahm.
Zu Tisch war ich wieder bei Michaelis. Um 5 zuhause – Da rief Elisabeth
Bergner an – und 1½ Stunden später erschien sie selbst – nach einer
10tägigen Grippe blass, sehr charmant und klug.
Eben ½11 Vormittag unterbricht der Briefträger mit Deinem lieben
Sonntagsbrief aufs angenehmste dieses Schreiben, und ich umarme Dich
in dieser Pause – – – Nun zurück zu E. B.– In Kürze: sie brennt darauf
en[d]lich die Else zu spielen, – hat auch tatsächlich mit Strnad schon ge¬
sprochen, der auch brennt, um einige Grade niedriger denk ich, aber ver¬
lässlicher.) – Ich zeigte mich weiter etwas skeptisch; – wir redeten
über den Film, der sie, wie sie mir sagt, von der Else nicht ganz erlöst
hat – worauf ich noch einiges über die Gestalt der Else und die Kongruenz
zwischen ihrer (B.’s) Künstlerschaft und der Elsegestalt sagte. Wir tele¬
graphi[e]rten also Strnad – ob er vor Sonntag kommen könn¬
te; wenn nicht, so scheint Elisabeth B. entschlossen in allernäch¬
ster Zeit (so bald sie ganz erholt) nach Wien zu fahren.– Wir rede¬
ten dann noch sehr viel von Heini, für den sie eine ganz besondere Vor¬
liebe hat; über ihre »Julie«, über Max Reinhardt, dem sie die Haupt¬
schuld an dem Echec der Romeovorstellung gibt. Sie behauptet, dass sie