Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 30. Dezember 1928


schers, wo auch Viki und Mimi, sowie Barnowsky mit Frau; später kam
auch das 2jährige höchst anmutige Töchterchen des jungen Paares. So
Fischers von grosser Herzlichkeit. – Einiges geschäftliches, das morgen
im Bureau weiter behandelt werden soll. Die Herausgabe der Erzählen¬
den Schriften geht sehr schlecht.–Elisabeth B., die auch hätte kommen
sollen, lag angeblich mit einer Grippe zu Bett – wollte mir telefonie¬
en, was ihr aber bisher nicht gelungen ist. – Um ½6 erst zuhause,
ein wenig geruht – und nun wie Du schon bemerkt haben dürftest schrei¬
be ich Dir und danke Dir sehr für Deinen Brief, der bald nach unserem
Telefongespräch eintraf. Deine Schilderung des Milieus bei Alma
zutreffend, nicht ganz ohne ein bisschen Bosheit. Erfreulich, dass
Werfel Deinen Gedichten Verständnis und Sympathien entgegenbringt;
und wie es scheint dieselben am schönsten findet, die auch meine Lieb¬
linge sind.–Ende dieser Woche, mein Liebes, werde ich noch nicht in
Wien sein. Arnoldo reist am 2. ab,– am 4. ist die Oedipus-Première;
ich sehe mir das Stück natürlich erst am Tag darauf an; erst nach
der Première hat Heini mehr Zeit, und so denk ich Montag nächste
Woche, am 7. von hier abzureisen. – Mein Befinden ist diesmal ganz
gut, – möge es so bleiben.

Wünsche fürs nächste Jahr auszusprechen – versag ich mir. Sie gehen an
eine Instanz, die sich nicht im geringsten um uns kümmert. Was uns Beide
anbelangt, so fühlst Du was Du mir bist und sollst es immer fühlen
und wissen. Ich hoffe, Du wirst die Tage, die ich Dir noch fern bin, in
Ruhe bei einiger Arbeit bei gutem Befinden und gelegentlich in ange¬
nehmer Gesellschaft verbringen und immer empfinden, wie nah und zugehö¬
rig ich Dir bin. Für heut noch einen zärtlichen Kuss und alles Innige
und Gute im tiefsten Deingedenken. Dein A.