Berlin, 30.12.1928.
Mein Liebes, vor allem habe ich die Chronik der letzten Tage nachzu¬
tragen. Am 28. Morgen ein Traum vom Zug der Schatten! - Es kam ein
Mensch darin vor, der sich »der Vermeider« nannte - ich hatte das Stück
meinem alten Kollegen ci-devant Freund Kapper vorgelesen - er fand
diese Figur und besonders die Bezeichnung Vermeider vortrefflich, was
mir lächerlich vorkam, da die Bezeichnung nur ein Notbehelf war, wie
etwa der Raisonneur.-
Bank - Feilchenfeld auf Reisen, Gespräch mit Popper.
Mittagessen bei Viki und Mimi mit Arnoldo; - der Nachmittag fing wie
gewöhnlich in Berlin erst nach 5 an - Die übliche Müdigkeit im Hotel.-
Abends mit Arnoldo im Staatstheater. Feuchtwanger Die Petroleuminseln;
nicht uninteressant, interessanter die Regie; Heini in zwei kleinen
Rollen sehr gut. Besonders als Viscount elegant und nobel.
Eine ausgezeichnete Darstellerin, die Koppenhöfer, Gemahlin von K....
mit Arnoldo, Heini; Ruth kam dazu, spielt in einem Wallace-Stück all¬
abendlich.
Gestern Samstag ein schwerer Nebeltag; gegen Mittag zu O. Gespräch mit
ihr und Arnoldo - über italienische und Zukunftsmöglichkeiten all¬
gemeiner (politischer) und besonderer Natur.- Zu Dora. Arnoldo kam nach.
Dort gegessen - sämtliche Söhne und Ilse (Lors Gattin). - Ins Hotel; ver¬
geblicher Versuch zu arbeiten. - Abends mit Arnoldo, sowie Viki und Mimi
in der Scala, grosses Variété, mässiges Programm mit einigen Ausnahmen.
Gemeinsames Nachtmahl - die Vorgenannten und Heini im Kurfürsten.
Heute Sonntag Früh unser Telefongeapräch. Gegen 11 kam Viki - wir plau¬
derten in meinem Hotelzimmer, vorzugsweise über Heini, seine Chancen;
die allgemeinen Theater- und sonstigem Zustände, Schwierigkeit des Ueber¬
gangs in die Opernregie, von der Übrigens Heini vorläufig trotz
seiner Unzufriedenheit bei Jessner nichts wissen will. Vor allem ist
die relative Sicherheit seiner Stellung nicht zu unterschätzen.- Zu O.,
die noch immer bettlägerig. Arnoldo. Heini abgeholt, mit ihm zu Fi¬