Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 25.–31. August 1928

25.8. Mit Emmy am Sonnwendstein. Oben gegessen und gleich wieder herun¬
ter. Beim Aufstieg Beschwerden und Schmerzen in der Herzgegend.

Lieber Brief von Berta Zuckerandl. Sehr herzlicher aber trauriger Brief
von A. O. und Arnoldo eingetroffen und Dora kommt auch hin. Kuppeln
wahrscheinlich! Nun man wird ja sehen.

27.8. Mit Emmy Johannispromenade, wo ich vor 1½ Jahren mit A. ging.
Depression. Ich werde wohl Mittwoch nach Wien fahren. Wetter sommerlich.

28.8. Vormittag mit Emmy. Von A. 2 Karten, offenbar um Details aus dem
Weg zu gehen. Dora kommt mit Familie, Frau Schneider mit ihrem Freund
Biliter. Trauerkongress in Hohenschwangau. Lächerlich und widerlich zu¬
gleich.

29.8. Längerer Brief, sehr liebevoll, aber er kommt erst zwischen 4. und
6. Er schreibt: »Im Zusa[m]menhange mit dir, wage ich heute zum ersten
Mal wieder das Wort – ich freue mich.« Ich fahre heute Abend um ½ 7
nach Wien.

30.8. Wien. Vormittag Stadt. Fast wohltuend das Getriebe um mich.
Eine Karte von A. Einige Nummern der Telegrammzeitung vorgefunden
mit der Novelle »Barspieler«, lächerlich gekürzt.

Mittag Cary und Magda. Zum ersten Mal mit Magda nicht ganz einverstan¬
den, Ihre Wirtschaft interessiert sie nicht, sie möchte einen Beruf.
Sie langweilt sich, wenn Carry nicht zuhause ist, Wie leicht wollen
sich diese Frauen das Leben machen! Was hat unsereins ertragen müssen!
Abend Abend bei Berta Z. Viel von A. gesprochen, von meiner Beziehung
zu ihm. Ich habe ihr auch erklärt, es muss etwas von den Theatern
für A. geschehen. Er braucht eine Freude, um über das Ent¬
setzliche hinwegzukommen. Etwas, das ihn herauszureissen vermag. Sie
hat mir versprochen mit Herterich, Beer und »Josefstadt« zu reden. Sie ist
ein guter und temperamentvoller Mensch.

31.8. Vormittag mit Magda spazieren gegangen. Viel über Ehe, Pflicht
und Liebe gesprochen. Ich glaube, wir sind einander dadurch noch näher