Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 31. August – 7. September 1928


gekommen.

1.9. Zwei sehr liebe Briefe von A. Er will Dienstag Früh ankommen. Aber
ich ahne, dass er früher da sein wird.

2.9. Herrliches Wetter. Bei den Kindern im Garten. Sehr gemütlich.
Abend allein im Kino.

4.9. Nun gehe ich zu ihm hinaus. Mehr Bangen als Freude ist in mir.
Aber viel, viel guter Wille und – Liebe.

Es ist schwer über diese drei Wochen, die er jetzt mit O., Heini und
Arnoldo verbracht hat, hinwegzukommen. Aber ich bin fest entschlossen,
kein Wort, keine Bemerkung, wenn ich auch oft dazu Grund hätte. Er sieht
besser aus und er hat mich lieb. Das ist für den Augenblick die
Hauptsache.–Abend 12 Uhr. Er findet mich sehr gut aussehend. Wie ein
junges Mädchen, sagte er. Manchen Augenblick war er fast heiter. Aber
dann schien er sich diese Heiterkeit gleich übel zu nehmen. Einmal
sagte er zu mir, als ich über Schmerzen im Hinterkopf klagte, die mich
heute den ganzen Tag quälen: »Werde nur du mir nicht krank, das könnte
ich nicht mehr ertragen.«

5.9. Mit Magda bei Krupnik, ein einfache[s] Kleid um 24 S. fürs Spital
aussuchen geholfen. Telefonisches Gespräch mit Berta Z., dann mit Dr.
Horch von der Josefstadt. In den nächsten Tagen geht ein Brief an A.
ab. Ich habe genau angegeben, wie er stillisiert sein soll: Man brennt
darauf, ein Stück von ihm zu geben. Ob er nicht etwas Neues hat? etc.
Ich hoffe so, dass ihm das helfen wird.

Nachmittag Bruder Otto bei mir, der liebste, beste Mensch, den es gibt.
Abend mit A. im Kino. War innerlich erstaunt, dass er den Wunsch hatte.
Nachher Kurhauskeller. Alle Leute starren uns an.

6.9. Vormittag schöner Spaziergang mit A., sommerlich warm. Abend wieder
Kino und Dominikanerkeller.

7.9. Vormittag Verabredung mit A. in der Teinfaltstrasse. Dann im Rathauspark
zusammen gesessen. Ich hatte ein schwarzes Kleid an. Er schien sehr ent¬