Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–18. September 1928


zückt von meinem Aussehen. Alle Leute schauen uns an.

8.9. Mittag die Kinder bei mir. Am Abend mit ihnen in der Loge von
A. bei »Professor Bernhardi.« (Bernhardi Klitsch). Grosser Erfolg!
Rief A. noch um ½ 12 an, um ihm zu berichten. Es war eine Stimmung ge¬
wesen, wie bei einer Première.

Vormittag mit Auto zur Jubiläumswarte. Dann zu Fuss 2½ Stunden mit
A. gewandert. Abend soll ich mit Bertha Zuckerkandl bei ihm sein.
Ich fürchte mich ein wenig vor dieser Situation.

Gestriger Abend sehr nett. Ich glaube, ich habe auch besonders gut aus¬
gesehen. Berta Z. war erstaunt über A.'s Aussehen und seine Fassung.
Heute Vormittag Spaziergang im Prater mit A. Gespräch über die O.,
aber ohne jede Aufregung. A. sehr herzlich zu mir, trotzdem fühle ich,
dass mir von O. noch sehr böse Stunden kommen werden.

Abend bei Wolfi, der gar nicht gut aussieht.

11.9. A. bei mir zu Tisch. Gestern Abend rief mich Dr. Horch von der
Josefstadt an, um mir den Brief an A. vorzulesen. Heute hat er ihn
schon. Trotzdem er sich sichtlich darüber freut, ist er bockig wie ein
kleines Kind, will nicht antworten, etc.; Reinhardt hätte schon längst
Stücke von ihm aufführen können, wozu ein neues Stück von ihm verlan¬
gen? Wer weiss, ob er neue Stücke zu Ende schreiben wird? Ich habe
mit ihm gezankt und er musste schliesslich lachen. Ich glaube doch,
dass er jetzt mit mehr Lust arbeiten wird. Dieser Tage wird die Hof¬
rätin auch in meinem Sinn mit Herterich sprechen.

18.9. Tagelang nicht eingeschrieben. Kein gutes Zeichen. Am 12. letzter
guter Abend bei ihm gewesen. Am 13. Lilis Geburtstag. Seine Geschwis¬
ter um ihn. Frieda ist zurück.

Sein Verhalten gegen mich kühler, Verzweiflung grösser. 14. und 15.
mit ihm im Kino. Trostlos düstere Abende. Dabei weiss ich vor Sorgen