Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 5.–12. Juni 1928


angeschafft habe und Magda ihm von einer gelben Flauschjacke abge¬
redet hat. Was für Kinder!

Abend mit A. bei »Oedipus Rex« (Strawinsky) und »Barbier von Bagdad[«]. Nachher
»Meisl & Schadn« genachtmahlt.

6.5. Vormittag Besorgungen. Dann Friedhof. (Meines Vaters Sterbetag).
Abend mit A, »Das Ende Petersburg« (russischer film). Grandiose Bilder,
aber man möchte glauben, dass im Volk nur edle Seelen sind, alle übrigen
Menschen Verbrecher. – Nachher beim »Eisvogel« gemachtmahlt. Müde Stim¬
mung.

7.6. In der Früh Sonne, dann wieder grau. Mässiger Sommer. Telefonisches
Gespräch mit A. Ich fühle, über wie vieles er sich kränkt und ärgert
und verstehe es. Werner Krauss hat seit 14 Tagen den »Gang zum Weiher«
und hat noch keine Silbe geäussert. Schauspielerpack!

Was werde ich mit meinem Roman mitmachen. Und es ist der letzte Ver¬
such! Kein Mensch ahnt, was ich für Geldsorgen habe.

9.6. Vormittag von ½10-½2 Besorgungen. Polizei, Pass, Creditanstalt etc.
Am Abend mit A. Kino »Frauen im Abgrund«. Elender Film. Dann Kurhaus¬
keller. Zärtliche Stimmung. Am Montag sollen wir nach Ischl fahren.

Wetter am Tag schwül, gewittrig, am Abend Regen.

Spieglers haben gekündigt. Was für neue Sorgen!

10.6. Herrliches Sommerwetter. Vormittag mit A. im Prater. Gute Stimmung.
in den Praterauen spazieren. Mittag Harry. Ich gab ihm 120 Schilling
für seine Reise. Er war sehr froh. Ich hoffe doch Einfluss auf ihn zu
behalten.–Nachmittag Gisela B.–Dann fertig gepackt.

11.6. Herrliches Wetter, gute Stimmung. Gott schütze uns auf dieser klei¬
nen Reise und lasse uns in gutem Einvernehmen heimkehren.

12.6. Die Reise sehr gemütlich, wenn sich auch A. über die Umständlich¬
keit der Verbindung vorübergehend ärgerte. Am 11. Juni noch Winterfahr¬