Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 21. Mai – 5. Juni 1928

21.5. Regengüsse. Zu Tisch kommen Cary und Magda. Wenn ich nur nicht
solche Geldsorgen hätte! – Abend bei Königswarter. Ganz nett, guter Ton,
aber alles etwas neckisch und altmodisch.

23.5. Vormittag diktiert. Frieda vom Roman sehr entzückt. Abend mit A.
bei der »Herzogin von Chicago« – Nachher nachtmahlen im Weingartel.

25.5. A. bei mir zu Tisch. Gemütlichstes Zusammensein. Abend Kino mit ihm.

27.5. Pfingstsonntag. Mittag bei Tolnay. Sollte Abend mit A. zu Gneise¬
nau (Werner Krauss). Karten von der Intendanz versprochen, liess uns auf¬
sitzen. A. begreiflicherweise wütend. Ich im Abendkleid mit ihm ins Ki¬
no. Dann Opernkeller.

28.5. Hübsche Spazierfahrt über Klosterneuburg, Hadersfeld (wo das Schloss
der Maienaus im »Gang zum Weiher« steht). Wetter eher kühl. Abend mit
Trebitsch und Gattin, Lenormand und Berta Z. bei A. Lenormand sehr sym¬
pathisch, sonst eher fader Abend.

30.5. Bei Gneisenau mit Werner Krauss. Sehr gut, später enttäuschend. W. K.
brillanter Schauspieler, äusserst unsympathisch. Nachher noch bei A.
Schön – - – sehr schön!

31.5. Roman fertig. Jetzt beginnt der Leidensweg!

2.6. Roman fertig diktiert und für A. am Abend mitgenommen. Im Kino »Gross¬
stadtsymphonie«. Unerhörter guter spannender Film, dann im Kurhauskeller
genachtmahlt.

3.6. Sonntag. Mittag Harry und Fredi. Nachmittag mit Porges hübsche Auto¬
fahrt (Neuhaus a. d. Tri[e]sting), Abend bei A. Er hat meinen Roman jetzt ganz
gelesen, findet besonders den zweiten Teil ausgezeichnet, empfiehlt für
den ersten Teil kleine Kürzungen. Sagt, er sei sehr zufrieden mit mir.
Warmer, herzlicher Abend. Aber A. Kopfschmerzen. Wetter ungleich, eher kühl.

Bei Wellesz. Gespräch mit Emmi. Sehr lieb, aber wir werden uns nie sehr
nahe kommen. Am Montag sollen A. und ich wirklich für ein paar Tage fort¬
fahren. Ich habe beinahe Angst vor dieser kleinen Reise.

5.6. Mittag Magdi und Cary. Cary schlechter Laune, weil ich mir ein Monocle