Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 12.–14. Juni 1928


plan. In Atthang umsteigen. Wir hatten bis Attnang ein Halbcoupé erste
Klasse allein. Wir wurden vom Kondukteur sofort, wie A. behauptet, auf ele¬
gantes Liebespaar eingeschätzt. Im Hotel Elisabeth ausgezeichnete Zimmer
mit Bad, Aussicht auf die Traun. Essen famos. Am Abend trotz trübem Wetter
Spaziergang, um liebe Erinnerungen zu suchen und zu finden. Wie lebendig
werden die Kinderjahre, die Eltern -. In der Ahorngasse an der Villa
Schmalnauer vorüber, wo ich vom 7.–11. Lebensjahr mit Grossvater, Eltern,
Geschwistern jeden Sommer verbrachte.

Guter, zärtlicher Abend. Heute Vormittag trotz Regenwetter mit A. nach
Laufen und zurück. Hin durch den Wald, zurück durch die Au. A. etwas müde.
Köstlich zu Mittag gegessen. Jetzt eine Stunde geruht.
13.6. Gestern stiller Abend. A. sehr müde. Verstimmt über sein Befinden.
Heute strahlend schönes Wetter. Ich habe ihn noch nicht gesehen.

Herrlicher Ausflug auf den Kranabetzsattel. Mit Auto nach Ebensee. Dann
Schwebebahn. Ich kämpfte mit einem Unbehagen im Herzen. Nach
Ankunft auf die Spitze gestiegen. Ich sagte nicht, wie elend mir ist und
nahm Kola. Beim Abstieg wurde mir besser. Auch A. spürte ein paar Augen¬
blicke sein Herz. Wir ruhten in der Höhensonne. Ausgezeichnetes Mittages¬
sen in der Schutzhütte. Aussicht märchenhaft. A. in guter Stimmung. Auto
wartete in Ebensee. Um 4 Uhr waren wir zuhause. Ich ruhte, dann badete
ich. A. lieb und sehr zärtlich. Jetzt wollen wir einen Abendspaziergang
machen.

14.6. Gestern noch gegen Sophiendoppelblick gebummelt. Sehr beglückende
Stunden. Heute schönes, aber nicht mehr so klares Wetter. Weiss noch nicht,
was wir unternehmen.

14.6. Abend. Die heutige Autofahrt war wundervoll. Wetter, Gegend märchen¬
haft. Ueber die Pötschen, Aussee, Steinach, Liezen, Pyrn nach Hinterstoder.
Im Gasthof Jagdhaus gemütlich gegessen. Gute Stimmung, trotzdem A. sich