An Bord der Stella.
Dienstag, 17.4.1928. Vormittag.
Im Hafen von Katakolon.
Mein Liebes, das Schiff liegt still; die Mehrzahl der Passagiere hat
einen Ausflug nach Olympia unternommen, andertha[l]b Stunden Bahnfahrt,
berühmter Tempel, Museum, Besichtigung, Lunchpackerl, etwa 150 Menschen,
also lieber nicht, dachte ich, ebenso Lili und Arnoldo.–Die schlafen
aber noch. Ich habe meine Frühtour auf den Deck gemacht und sitze jetzt
im Salon, um Dir zu schreiben. Vor allem allgemeines über das Schiff.
Es ist 24 Jahre alt, war ein Amerikadampfer, hat in Ehren gedient, und
ist auf seine alten Tage weiss angestrichen und ein Vergnügungsdampfer
geworden. Ich habe sowohl meine Kajüte – als Lili und Arnoldo ihre
Kajüte gewechselt – ich bekam sogar eine mit Bad – das vorläufig
nicht functioniert. – Die Gesellschaftsräume geräumig, aber doch, ins¬
besondere das Rauchzimmer nicht ausreichend. Essen recht gut, zuweilen
sehr gut. Tische zu 7-20 Personen. Ich links vom Capitän, Lili rechts.
Dann von Lili an gerechnet Arnoldo, Prof. Dr. Liepmann und Frau, Bankdi¬
rektor Sampo aus Mailand. Conversation italienisch, französisch, selten
deutsch. Das Frühstück ½1 geht leicht vorüber, das Diner leider schon um
7 zu dem üblichen 7 Gängen, dauert über eine Stunde und ist daher zum
auswachsen. Nachher lauf ich uns Deck herum, sitze eine Weile im Rauch¬
zimmer; bis nach 11 wird (auf Deck) getanzt (immer die gleichen Paa¬
re, 15-20; Arnoldo-Lili sehen nicht am schlechtesten aus). – Dann bin
ich noch im Freien oder im Rauchsalon. Bekannte von früher und vom
Schiff. Oberleutnant Krum mit Frau (von Lichtensterns her bekannt);
ein jüdischer gemütlicher Advokat Sachsel (mir von einer Urheber¬
rechtconferenz her bekannt), ein Dozent der Theologie und Pfarrer aus
Breslau Dr. Haacke (?). nicht unangenehm, etwas selbstgefällig; ein
Dr. Katiz (Dresden) früherer Hospital bei Julius u.a.
Bisher von meinen Sachen überhaupt noch nichts angesehen; -lese
Paléologue und Dreyser. Gestern an Land mit Arnoldo und Lili; -Corfu;