Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 6. Dezember 1927

Die Tage vergehen in Windeseile und werden mir viel zu kurz.
Andererseits bin ich meist zu müde, um sie in die Nacht hinein zu
verlängern- und die vielen Ablenkungen und vieleen Menschen.
Heute nach dem Volkstheater gehe ich noch mit Frieda ins Kino. Der
morgige Tag! – Vormittag Friseur, Manikür, Schönheitspflege, Nachmittag
Tante Clara, Abend Imperial. Donnerstag Vormittag Zahnarzt und Hagen¬
bung (wo Fredi ausgestellt hat), Nachmittag zu einer Modenrevue bei
Krupnik, da ich Freikarten bekam (sonst käm ich nicht auf die Idee)
Abend vielleicht zum Vortrag Claude Anet, aber nur, wenn er mir morgen
am Penklub-Abend einen günstigen Eindruck macht. Freitag Abend dürfte
ich zu Bruder Otto gehen. Für nächste Woche bin ich schon zu einem
Tee bei Byk und Frau Stross gebeten. Wann soll man da arbeiten?
Auch Puthon hat mir auch furchtbar lieb telefoniert, um mir zu gra¬
tulieren und will mich unbedingt in den nächsten Tagen sehen. Und
Lotte M. und Emmy Tolnay habe ich versprochen sie zu mir zu rufen.
Und so geht das fort und fort. Wenn ich irgend kann schreibe ich
Dir morgen wieder. Für heute nur noch eine innige Umarmung.

Deine C.K.