Zwischenbemerkung, 5. Juni 1927


Ich wünschte ich hätte diese Novelle, die einen unglaublichen Erfolg hat-
nie geschrieben. Ich glaube ich werde sie nie mehr lesen können, Ich hab
mit dem Tod eines anderen Menschen gespielt. Ich hätte ihr nie das klein¬
ste Leid zugefügt ihr nie etwas Böses gewünscht, aber auch das was ich
getan habe war eine Schuld oder ist eine geworden.-

Der Vater der Frau Grosavesku, die ihren Mann ( wegen der Josephine Strans¬
ky) erschossen hat, rief mich an, um mir für diese Novelle zu danken und
er hat richtig empfunden, dass auch diese Tat eine Anregung für mich war,
ich bekem Briefe von Frauen, die mir im Namen vieler anderer dankten, und
och wünschte ich, ich hätte sie nie geschrieben.

A. war bei mir noch ehe er zu Prim- L. ging. Er sagte es sei ihm eine Be¬
ruhigung mich noch vorher zu sehen. Wir sprachen erst ganz ruhig über den
Fall, mit einer gewollten Ruhe. Als er sich erhob um zu gehen, verliess
mich plötzlich meine Kraft. Ich barg meinen Kopf weinend an seiner Brust.
Er umfing mich und wir küssten uns mit einer stummen Zärtlichkeit die
über allen Worten war. Bei der Türe kehrte er dann nochmals um und küsste
meine Hände meine Augen.

Er rief mich am N.M. noch zweimal an. Am Abend waren Alma und Werfel bei
ihm. Er wollte ihnen nicht absagen und ich war froh ihn nicht allein zu
wissen.

Montag machten wir einen schönen Spaziergang in den Prater, am Abend waren
wir im Kino und dann nachtmahlen wir im Opernkeller. A. schien ermüdet und
ich behandelte ihn wie einen Patienten.

Gestern Dienstag war ich am Abend bei ihm. Er las mir viele Aphorismen vor
die nächstens als Band heraus kommen sollen. Manche sind unerhört schön
manche zu gewunden und unklar. Ich wählte noch einige für die Sammlung aus.
Nach dem Abendessen schlummerte er eine Zeit lang den Kopf an meiner Brust.
Wir sprachen kein Wort von Fr. L. die heute (Mittwoch V. M.) begraben
wird--