Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 29.–31. Juli 1926


Franzose keine Ahnung von der deutschen Sprache und kein Gefühl für
Stil hat. Liege seit 8 Uhr bereits im Bett. Carry war einen Augenblick
hier gute Nacht wünschen, da er zu seinem Bruder ging.

30.2.1926. Zu Bett. Regen, Kälte, Einsamkeit. Um 5 Uhr Früh an A. ge¬
schrieben. Schlaflos. Das 4. Kapitel überdacht und weitergeschrieben.

31.7.1926. Gut geschlafen. Gegen Morgen seltsamer Traum. Ich tanzte
mit A. unter freiem Himmels des Nachts – ein beleuchtetes Haus in der
Nähe und Musik. Wir tanzen einen modernen Tanz. Es ist sehr erregend.
Eine Art Luftschiff kommt plötzlich aus der Höhe, senkt sich in fast
greifbarer Nähe. Ich sage lachend zu A.: Wir könnten uns anhängen und
eine Weile mitfliegen. Aber er meint, es könnte plötzlich sehr hoch
gehen und es wäre dann nicht mehr möglich abzuspringen. Wir tanzen
wieder, er ist sehr zärtlich. Leute kommen aus dem Haus, gehen wohlwollend
grimmend und lachend vorbei. Die Lovsky vom Volkstheater aber ist da¬
bei. A. sagt: »Diese Art Leute unterhalten sich immer«, worauf ich ihn
frage, ob er findet, dass wir uns nicht unterhalten. Er erwidert:
»Das zwischen uns ist doch mehr als sich unterhalten« oder so ähnlich.
Wir umschlingen uns wieder und – ich erwache.

Der Himmel ist blau und ich rede mir ein, es ist ein schöner Tag.
Ich habe mich geirrt. Mit der Morgenpost eine Karte von A., später Ex¬
pressbrief. Ein Bericht – ich hatte Besseres erwartet. In der Stadt
von Wolkenbruch überrascht, patschnass nachhause. Ich habe vorderhand
nicht die geringste Lust auf diese Reise in die Schweiz. Das 4. Kapi¬
tel macht Fortschritte.

Am Abend wieder ein Expressbrief, Antwort auf den meinen. Es bleibt na¬
türlich bei der Schweiz. Ich soll am 8. nach Zürich, dort die P. 's treffen
mit ihnen nach Interlaken und gegen den 15. A. treffen und bis 25.
mit ihm bleiben, denn ein paar Tage allein, dann nochmals mit ihm zu¬