Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 27.–29. April 1926

Man versteht wieder einmal den Sinn der Gesellschaftsreisen; -
denn wie Du merkst wird die Sache etwas kompliziert, umständlich
und unsicher, wenn man nicht von Anfang bis Ende in einem und
demselben Schiff wohnen bleibt. (Von den Ein- und Ausschiffungs¬
[mo]dalitäten mit den ewig wechselnden Valuten und dem Gaunervolk
der Träger und Schiffer ganz abgesehen!)

Trotz dieser kleinen Unbequemlichkeiten befinde ich mich sehr wohl
und bis jetzt hätten wir uns jedenfalls über allzu südliche Tem¬
peraturen nicht zu beklagen. – Zum arbeiten bin ich noch nicht
im geringsten aufgelegt – das neunbildrige Stück (3 Skizzen)
habe ich durchgesehn – das ist alles.-

Eine Correspondenz kann man das wohl nicht nennen -; und ich bin
schon sehr neugierig, wohin ich die Antwort auf diesen Brief hin
erhalten werde. Ich will aber heut noch nicht schliessen und
unterbreche ihn durch tausend innige und sehnsuchtsvolle
Grüsse über Meer und Land.

Las Palmas, 29.4.1926.

Nichts mit der Yeoward Line – nichts mit dem Norddeutschen Lloyd -
die erste verkehrt in der für mich in Betracht kommenden Richtung
überhaupt nicht! – Mit dem N. L. könnte ich erst von Lissabon aus
reisen – und nach Madeira – komm ich von hier aus wieder nur über
Lissabon! – So gelang es mir mit Mühe – die letzten zwei Plätze
auf dem Antonio Delfin zu ergattern, der am 3. über Lissabon (6.)
nach Hamburg (10.) fährt – und von dem man mir in Wien und Lissa¬
bon mittheilte – dass er in Las Palmas überhaupt nicht Aufenthalt
nimmt!

Heute Früh sind wir hier angekommen (nach kühler Fahrt), dann aus¬
gebootet worden und in G... Hotel abgestiegen. Zimmer aufs Meer; -
Spazierährt durch die farbige, palmenbestandene Stadt. Zwei