Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 17. April 1926


sehr wüste Träume, und war von 5 Uhr an ganz wach. Immerhin ist es ein
Fortschritt, dass ich doch im Ganzen drei Stunden geschlafen haben
dürfte und will mich auch heute bemühen ohne Mittel auszukommen.

Heute vormittag war ich in der Stadt, wo ich mit Magda Kl.
verabredet war. Wir machten gemeinsam ein paar Besorgungen und wurden
vom Regen überrascht. Als ich mich in der Kolingasse von ihr getrennt
hatte, begegnete ich Frau Liechtenstern mit einem Herrn, der ihr Bruder
zu sein schien. Sie grüsste überaus liebevoll und ich dankte ebenso.

Heute Abend erwarte ich Hery, Carl und Fredy zum Nachtmahl.
Morgen Nachmittag bin ich mit Emmy Erlanger und Byk, Montag Nachmittag
bin ich bei Emmy Tolnay, Montag Abend sollen Otto, Emma und Frieda P.
bei mir nachtmahlen. Dienstag soll Baron P., der mich heute anrief, zu
mir kommen und ein weiteres Programm habe ich noch nicht. Freitag den
23. oder Samstag den 24. möchte ich für 3 Tage zu meiner Schwester
nach Mödling, aber nur bei gutem Wetter. Ich habe Sehnsucht ein paar
Tage in der Sonne zu liegen und spazieren zu laufen, ich bitte Dich aber
jedesfalls alle Nachrichten in die Perigringasse zu adressieren, sie
werden mir am selben Tag hinausgebracht. Es werden noch viele Tage
vergehen, ehe ich von Dir höre und die grosse, grosse Entfernung, in
der ich Dich weiss, hindert mich irgendwie so zu schreiben, wie ich gerne
möchte. Vielleicht wird das andere sein, wenn ich erst einen Brief
von Dir in Händen halte.

Indessen sende ich Dir tausend liebe und gute Gedanken und
die innigsten Wünsche für uns Beide und unsere Liebe. Bleibe gesund.
Einen langen warmen Kuss von Deiner

C.K.