Berlin, 8.2.1926. Hotel Esplanade.
(nach Wien, Pregegring.)
Mein Liebes, zur Zeit, da ich Dir sonst telefoniere, setze ich mich,
während daneben die Badewanne rauscht, an den Tisch und sende Dir
meine innigsten Grüsse (Küsse nach Schluss) und erstatte Bericht
über das gestrige Ereignis, das mir in dem selben Augenblick schon
lächerlich erscheint, da ich es Ereignis nenne. Um aber nichts zu
vergessen, will ich chronistisch vorgehn, eine Gewohnheit. Samstag also
6 Uhr zu Georg Engel, woselbst schon der Vereinsekretär Birkenfeld.
Die Bergner (zu der wir hätten fahren sollen) kam zu uns, – eben von Bar¬
nowsky, der ihr die Else eben noch von 2½ Stunden auf 1 zusammenge¬
strichen hatte. Sie tat oder war höchst aufgeregt wegen morgen und
fügte sich meiner Reihenfolge (Else-Gustl) ohneweiters.– Ich ins
Schillertheater, Jugend, Heini spielte den Hans sehr gut; die Gesamt¬
vorstellung etwas laut und nicht ohne provinzielle Atmosphäre. Lili
und Olga »nach Hause«; – ich mit Heini Esplanade; er auf den »Bösen
Buben-Ball« (der jetzt auch in Berlin). Ich um 12 Uhr ins Bett und
nach guter Reiseart fast 8 Stunden »glatt«, wie man hier ununterbro¬
chen sagt, durchgeschlafen.– Den Sonntag Vormittag mit Telefongesprächen
und Gustl-Versuchen verbracht.– Nach Dahlem, bei Dora M. und ihren
zwei Söhnen gegessen (der Gatte ist nach Wien in der Sache Jakob –
Julie) (der älteste in Hamburg, Secundararzt); dann in Hotel; ein
französischen Stück von K.... »la nuit est å nous« (theilweise
hübsch) gelesen. In den Reichstag. Elisabeth Bergner mit Barmowsky;
in einem entzückenden Else-Kleid; und voll echtem und gespieltem Aber¬
glauben; von einer Freundin umgeben (jede Schauspielerin hat so
eine Freundin); – Georg Engel (der Präsident des Erzählverbandes)
eitel, vereinmeierisch und nicht sehr gescheidt; die nette
blonde beflissene Sekretärin Birkenfeld. Saal überfüllt. Engel hält
eine kleine ein- (und an-) führende Rede über die Blüten österreichi¬
scher Kultur (oder so), die heute etc. etc.…in diesen Hallen.