Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 8. Februar 1926


die sonst... etc. etc.–Hernach liest Elisabeth B.–Ich ver¬
stehe thatsächlich keine Silbe, schlafe beinah (im verdunkelten Saal
auf dem Platze Bismarcks); – die Striche scheinen wahnwitzig; – sie
liest trotzdem 1 Stunde 20 Minuten,– wird am Schluss bejubelt.-

Dann nach Pause lese ich Gustl; sehr vernehmlich und nicht schlecht,
aber ohne rechten Elan; die Albernheit dieser ganzen Aufmachung
ununterbrochen empfindend. Hernach der übliche Beifall; Autographen¬
sammler (ich lehne ab); eine Dame will Auskunft, ob die »Weissagung«
eine wahre Geschichte; erwiederte ich: Ich habe auch nie eine
wahre geschrieben, denn ich bin ein Dichter. Worauf sie sich belei¬
digt entfernt – Unter den »Gratulierenden« – war auch Genia Schwarz¬
wald, -anzublicken, als wäre sie eben aus einer Praterbude
angekommen. Souper beim Oberbürgermeister; etwa 60 Leute.–U.a. der
österreichische Gesandte, der Reichstagspräsident, Fulda, Engel, Bloem,
Molo u.a. Der (sympathische) Oberbürgermeister – hält die übliche
Begrüssungsansprache, – wirkt ohne politischen Beigeschmack (Anschluss);
ich erwiedere ausnehmend ungeschickt. Ich flüchte mit Heini um 1 Uhr.-
Ich hatte ihn als »Begleitung« mitgenommen. – Jetzt zu Fischer (den
ich gestern mit Frau, Tochter, Schwiegersohn sprach). Einladungen zu
Fulda, Engel, Schapiro; – Wiegler, Steinrück, Lantz (Film), Willy Naas,
Jakob u. A. muss ich, will ich zum Theil sprechen. Ich schliesse, da
ich das Haus verlasse und habe eben noch Raum genug den oben pro¬
phezeiten Kuss zärtlich hieherzusetzen. Dein A.