Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 9. Februar 1926

Berlin, 9.2.1926.

Liebste, gestern erhielt ich Deinen ersten Brief (nachdem ich meinen
Vorlesungsbericht abgesandt), heute Deinen zweiten mit Deinem Bericht
vom Fest bei Tedy B. Wir können uns also gegenseitig zu unseren Er¬
folgen gratulieren und ich hoffe, dass Du Dich bei dieser Gelegenheit
besser amüsiert hast als ich. Ich lege (Deinem lieben Wunsch gemäss)
die Referate über den Abend bei. Nun vom gestrigen Tag, der mit einem
halben Dutzend telefonischer Gespräche begann. Dann bei S. Fischer
(Bureau), – woselbst äusser mir, der Schwiegersohn in spe, Dr. Maril,
Eiper, (und Trebitsch, der in Deutschland umherzieht, für Shaw und
seine Uebersetzungen in Vorträgen Propaganda zu machen.) Geschäftli¬
ches aller Art. Hans Meid soll von der Traumnovelle sehr entzückt
sein, macht eine Titelvignette, vielleicht später Illustrationen dazu.
(Du erinnerst Dich vielleicht, dass die »Dame« mir versprochen hat¬
te, die Novelle von ihm illustrieren zu lassen – es stellt sich nun
heraus, dass man sie ihm nicht einmal zu lesen gegeben hat![)] Man
wünscht durchaus einen andern Titel. Frau Hedwig Fischer schlägt
vor »Traumnacht« – was vielleicht nicht übel wäre. – Vom Fischer
aus zu Heini, der total heiser und den Max für heute absagen musste.
Lili bei ihm, sowie Lucy M. Mit Lili in die Constanzerstrasse, mit
ihr und Olga gegessen. Geheimrat Kantorovicz, von dem sie die (mäs¬
sig hübschen) Zimmer gemietet. – Hotel, Herr Adolf Lantz, alter
Bekannter, Filmangelegenheiten. Wieder zu Heini.-

Beim Austernmeyer Nachtmahl mit S. Fischer und Famille (nebst Bräu¬
tigam der ein grosser Schweiger ist[)]; eine Frau Hofer, mit Bruder Hr.
Dernburg. Man kam vom Vortrag Trebitsch, der gleichfalls mit Elisabeth
Bergner erschien (sie sah 15jährig aus). Neuerliche Bitte der Frau F.
ich möchte dem Diner am Sonntag beiwohnen – 120 Personen! Neuerliches
Nein, nicht nur wegen Dresden, das wahrscheinlich wird. Ich könnte
dort Herodes und Maria[n]ne am Sonntag sehen). Herr Rudolf Grossmann