Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 7. Februar 1926


Frau den Hof zu machen. Alle Details mündlich. Ich kam um 4 Uhr Früh
mit meinem Sohn Cary gleichzeitig nachhause und schlief fest bis
½ 10.

Nach Beendigung dieses Briefes will ich noch eine Stunde an
der »Treppe« arbeiten und mich dann mit Deinem Film ins Bett legen.
Trotzdem ich viel geschlafen habe bin ich doch heute ein bisl ver¬
dattert. So ein grosses Fest fallweise hat doch einen gewissen Reiz
und es war wirklich elegant – so im alten Stil – die verschiedenen
Sektionschefs mit allen ihren Orden. Mein Freund Globocnik mit der
Eisernen Krone um den Hals. Es wurden viel Walzer und wenig Schimmys
getanzt. Bei dem Wort Walzer wurde ich eben durch einen Anruf des
Dr. Byk unterbrochen, der mein plötzliches lautloses Verschwinden vom Fest
bedauerte und betonte, wie fabelhaft ich ausgesehen hätte etc. Siehst
du, so behandelt man mich. Und ich erzähl Dir das alles 1. aus Aufrich¬
tigkeit und 2. na, Du weisst schon –

Ob Du daran denkst, dass es heute drei Jahre her sind,
dass Du »mit den Gefühlen eines Gymnasiasten«, wie Du damals sagtest,
mich zum ersten Mal geküsst hast – – –

8. 2.

Ich habe gestern Abend noch den Film ausgelesen – er
ist herrlich gemacht, ich finde nur an ein paar Stellen zu viel Dia¬
log, wie er sich weder in Bildern noch Affichen ausdrücken lässt, z.B.
Seite 63–64, S.71–72 und 73. Ich erwarte eben mit Ungeduld die Morgen¬
post. Schluss für heute und eine herzliche Umarmung. Deine

C.K.