Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 7. Februar 1926

Wien, 7.2.1926.

An A.S. nach Berlin.

Liebster –

Es ist Sonntag ½8 Uhr Abend und die Elisabeth Bergner
beginnt wohl eben die »Else« zu lesen. – Wie gerne wäre ich dabei.
Aber lassen wir das lieber – und um meinen Gedanken nicht weiter
nachzuhängen, will ich lieber vom gestrigen Fest berichten.

Es war wirklich sehr schön und ich habe mich sehr gut un¬
terhalten, wie immer, wenn ich das Gefühl habe sehr gut auszusehen und
alle menschen so besonders nett zu mir sind. Als ich fertig angezogen
war tat es mir leid, dass Du mich nicht siehst. Teddy sagte mir noch
heute telefonisch, dass mein Kleid bezaubernd war etc.

Es waren massenhaft Menschen da, ich glaube 140. Die Jugend
war schon nach dem Souper, als Arthur Kl. und ich kamen, aber es war
ein Riesenbuffet da mit kleinen Tischen. In zwei dreifenstrigen Zimmern
wurde abwechselnd bei zwei Kapellen (eine Bachrich und eine aus Dilet¬
tanten zusammengestellse Salonkapelle) getanzt. Es waren viele, aber
nur vier hübsche Mädchen. Von Frauen waren anwesend ausser meiner Wenig¬
keit Frau Generaldirektor Heller, Frau Direktor Weiner, Emmy Ephrussy,
Vally L., Irene Auernheimer und als zwei graue Fledermäuse, die immer
beisammen sassen, Else Kuranda und Trude Bien. Ich unterhielt mich sehr
lang mit dem Sektionschef von Kreuzbruck, den ich ungezählte Jahre
nicht gesprochen hatte und der auf meine Novellen hin sich sehr ge¬
wünscht hatte mich wieder zu sehen. Teddy empfing mich gleich beim
Kommen mit dieser Mitteilung. Längere Zeit sass ich mit Byk, mit dem
ich hauptsächlich von Dir sprach. Und dann hatte ich einen ganz jungen
Hofmacher, den Cary Günste, Sohn des früheren Generalobst v. Günste – ich
glaub, ich hab Dir schon von ihm gesprochen. Er behauptet, schon als
12jähriger Bub in mich verliebt gewesen zu sein, – er ist etwas älter
als mein Sohn und ich sagte ihm, er soll sich schämen einer so alten