Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 19. Oktober 1925

Berlin, 19.10.1925.

(nach Wien Peregring.)

Mein Liebes. Ich bin sehr froh, dass sich nun die Wohnungsfrage
in einer verhältnismässig günstigen Weise zu lösen scheint –
hoffe aber, Du bindest Dich nicht auf zu lang, um doch die Möglich¬
keit eines vortheilhaften Abschlusses nicht zu weit
hinauszuschieben. – Von mir ist zu berichten, das sich alle meine
Angelegenheiten (vom Film abgesehen) fast programmgemäss entwickeln.
Mit Barnowsky ist abgemacht, dass die Komödie der Verführung bis
zur Aufhebung der grössten Besetzungsschwierigkeiten ruhen bleibt.
Hingegen sollen die Schwestern im December kommen, – dazu entweder
Cassian oder Mizi.–Ueberdies soll (soll!) anlässlich des
bevorstehenden Moissi-Gastspiels entweder Zwischenspiel oder Leben¬
dige Stunden gespielt werden. Wir wind sehr d'accord in allen
Fragen; – er hat sich meiner Einsicht in keiner Weise verschlos¬
sen. Und nun komm ich eben von Jessner (auch er von einem Entgegen¬
kommen, das ich theoretisch wenigstens hier überall vorfinde und das
ich nicht erwartet hatte). – Er liest den Weiher in den nächsten
Tagen; – ich habe mich aber noch nicht gebunden. Das Wichtigste
scheint ihm; eine Rolle für die Lossen zu haben.–Dann erwogen
wieder Einakterabend mit Kakadu als Hauptstück. Ferner denkt er
(von ferne) an Fliederbusch.–Die Liebelei wird en suite gespielt.-
Gestern Nachmittag bei Albert; dann Pieterkowsky, endlich bei Lie¬
belei. Nachher mit Michaelis (4 Personen) Heini, Fehling, Luzy Mann¬
heimer (Christine), Szell und Frau, Maria Fein genachtmahlt.-

Jetzt muss ich zu Georg Engel (Vorlesungssache), esse mit Heini
bei Michaelis. Abend wohl ein Kino oder Car.... (unleserlich) (die
Russen). – Morgen Goldmann ev. Fischer, abends 7 Uhr Abreise. Mittwoch
Vormittag hoffentlich Wien. – Und nun küss ich Dich tau¬
sendmal, ehe wenigstens einer von diesen Küssen Wirklichkeit wird!

Auf ein frohes Wiedersehen.

Dein

A.