Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 10. September 1925


zählt hast), zu Ehren eines Bersaglieri[-R]egiments – viele, fast durchaus
nette Officiere und sehr viel hübsche Frauen und Mädchen (das Publikum
durchaus italienisch.) Eine bewonders gute Jazzband, – die übrigens wäh¬
rend des Diners edlere Musik vorzüglich spielte. Ich verschwand bald.
Mein Zimmer einfach mit Balkon und dem Blick aufs Meer. Keine weichen Pol¬
ster, keine Doppelthüren. Gute Bedienung. – Saison schon zu En¬
de gehend.–Dies hier ist (im Gegensatz zu Rapallo) ein Sommerbadeort.
Der gestrige Tag: Frühspaziergang – der mich eigentlich ins Land hi¬
nein führen sollte – aber man wird doch bimmer am Ufer festgehalten; -
dann das Bad ; mit Lili (recht weit) hinausgeschwommen, Wellenschlag
und – schäumen; Ruhen im Sande.–Dann Spaziergang im Sand längs des
Meers.. Gutes Lunch (erst um 2), dann im Zimmer bis gegen ½7 gearbeitet
(ganz neues zum Weiher) – an den Strand; und wieder ein Dorfspazier¬
gang.

Mein Telegramm und meine Karte hast Du hoffentlich erhalten. Du weisst
also, dass ich mit Lili über Florenz zurückzufahren gedenke. Ol. und Frau
K. mit Tochter wollen wenn möglich noch bis 30. September hier bleiben;
und da dieses Hotel schon am 15. gesperrt wird, suchen sie eine Pension.
Alma ist wohl schon in Venedig, aber es scheint mir keine sehr dringen¬
de Einladung erfolgt zu sein. Ich will mit Lili in Florenz und in
Venedig je 2-3 Tage bleiben und nächste Woche Freitag oder Sonntag in
Wien sein.–Dagegen werde ich Lili im October nicht nach Berlin mit¬
nehmen, sie hat für den Winter die rührendsten Lern- und Esspläne; –
Von Dir mein Liebes, werde ich hoffentlich in Florenz und in Venedig
Nachricht haben. Du erhältst Depeschen – in diesen Augenblick könnt ich
noch nichts sicheres sagen; auch kämen die Angaben in diesem Brief
schon zu spät.

Lebwohl mein Liebstes und denke mit guten Gefühlen Deines

Arthurs, der Dich innig umarmt.