Karerpass, 8.9.1925.
(nach Riva, Palacehotel).
Liebstes, zu Mittag kam Dein Brief Nr. IV, aus den ich verwundert ent¬
nehme, dass Du seinen Montagszeilen keine Nachricht von mir hast.
Nun wird sich das schon geändert haben: ich schrieb Mittwoch vor
meiner Abreise noch einen kurzen Brief an Dich und Freitag Abend von
hier aus einen Brief (2 oder 3 Karten nicht gerechnet), so dass dies hier
Nr. IV ist. Im übrigen war die verstellte Schrift und die Angst vor
dem Lustigmachen mehr überflüssig; - die Briefe kommen immer in getrennt
te Fächer, aus denen man sie persönlich holt.
Vor allem, mein sehr Liebes, danke ich Dir für Deine Schilderungen und
Berichte aus Riva.- Man erhält aus ihnen ein so lebendiges Bild - von
Mosquitos bis Felsenberg (in dem ich allerdings alles eher
vermutet hätte als einen Kirchenrat und noch dazu von St. Ruprecht).
Danke auch für Deinen Bericht über das Gardone-Hotel. Man ist hier
mehr für Lido mit Hinterland Venedig - Alma eingenommen; aber da Alma
wohl länger auf dem Semmering bleiben wird, dürfte am Ende
doch Gardone resultieren. Die Reise bis hin ist ungefähr gleich
weit.- Wir hatten ausser vagen Programmen kaum erst andere als finan-
zielle Gespräche, die nicht durchaus erfreulich waren.
Der gestrige Tag: am Vormittag schweifte ich in den Wäldern herum; -
die Gegend ist wahrhaft herrlich; und die Lage des Passhotels die
schönste rings in den Dolomiten. Mein Zimmer ist so angenehm wie mög-
lich; das Essen leidlich; - aber weder Fett noch Butter auf der für
mich unerlässlichen Höhe; - auch der Thee mässig. Die andern, d.h.
Heini, Lili, Frau Lichtenstein und Frau K. spielen Tennis. - Nachmittag
am Weiher in guter Arbeitsstimmung Gegen Abend mit sämtlichen Lichten-
steins ins Karerseehotel und zurück. - Heute Heinis 25.Geburtstag;
er spielte Vormittag mit der gestrigen Partie Tennis; jetzt ist die
ganze Gesellschaft in Lichtensteins Auto zum Karerseehotel gefahren,
wo Lili und Frau Lichtenstein mit einem Trainer spielen; ich will