Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 19. März 1925


ich mit den Rotters nicht abgeschlossen hatte! – Plötzlich wird sich
auch Reinhardt melden.– Heini kam,– (wie immer von der Probe) – Barnowsky
möchte ihn »vom Fleck weg« auf sein Aussehen hin engagieren; aber Heini
bleibt lieber bei Jessner und hat Recht.– Auch diesmal wurde es 5.– Und
ich plauderte dann mit Heini auf meinem Zimmer. Ich habe den Eindruck,
dass ihm mein Hiersein sehr wohl tut.– Dann erschien noch der Kapell¬
meister Georg Szell und endlich der Secretär der Bühnengenossenschaft,
der nicht mit Unrecht Weiss heisst,– sich entschuldigte, dass Liebelei
nicht aufgeführt wird, da die Bergner (die für die Mitzi wie für die
Christine vorgesehen war) aus Aerger über ihren eben erlittenen Echec¬
als Camaliendame abgesagt hat. Die Vorstellung soll im Oktober statt¬
finden. Das Schillertheater Charlottenburg (diese Entfernungen hier –
ich fahre immer im Auto) Napoleon von Grabbe, eine recht interessante
Inszenierung, wie schon von früher bekannt: mässige Darstellung; Heini
die kleine Rolle des Herzogs von Orleon in guter Haltung. Dann in
gegenüberliegenden Hotel am Tiergarten mit Heini, Paul Marx und Frau
Sussin (Schauspielerin, hatte die Herzogin von Angoulemes gespielt, war
bei Brahm die erste Annie im Abschiedssouper; – ehemalige Kollegin von
Liesl; hässliche, aber auffallend gescheidte Person) genachtmahlt; – Fri[e]¬
dell kan noch dazu.– Es wurde wieder ½ bis ich ins Bett kam. Ich schlaf
dann intensiv, aber nicht lang genug. Heute musst ich noch einige aus
Wien nachgesandte Korrespondenz erledigen, dann fahr ich zu Kerr, speise
bei Michaelis (mit der Lossen). Abend Wallenstein, mit Heinis Freundin
und Michaelis! – Für die nächsten Tage stehen noch Besprechungen mit Ma¬
rill, Wiegler, Barnowsky bevor, und ein Besuch resp. ein Mittag- oder Abend¬
essen bei Steinrück (in Zehlendorf). Schlafwagen schon vorgemerkt: – für
Dienstag; Ankunft Mittwoch in den Nachmittagsstunden glaube ich. Halte
es nicht für eine Napoleoncopie, wenn ich Dir sage, dass ich mich nach
Dir sehne und mich in Deine, Dich in meine Arme wünsche, mein Schatz. (Aber
wie kann man das eigentlich niederschreiben?) Bitte,tu’s nur – zu lesen
ist es sehr schön! – Den Brief an Benedikt hast Du wohl indess abgesandt?