Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 22. Januar 1925


Zimmer nicht vielleicht schon morgen statt erst am 21. haben könnte.
Und richtig – es ging. So fuhr ich denn schon am 20. um ½11 von
Zürich ab – zur Bahn geleitet von dem »Betreuer« Herbert Steiner,
der mir noch überdies ein Buch von Paul Valéry, eine Essaysammlung
» Variété« als Geschenk überreichte. – Schon in Sarganz schwand der
Nebel, und ich kam um 4 Uhr bei dem üblichen strahlenden Sonnenschein
in St. Moritz an. Das Parkhotel, das -gleich neben Haselmann – ein
wenig zurückliegend, – sich sofort nach Eintritt als ein sehr vornehmes
Gasthöfchen präsentiert. Der Direktor etwas japanisch aussehend na¬
türlich charmant – der Kurdirektor in höchst eigener Person hatte
mir das Zimmer reservieren lassen – geräumig, kein eigentliches Hotel¬
zimmer, wie ja das ganze Hotel aus einem Engadiner Haus erst adaptiert
wurde, mit schönem Blick nach Süden, auf den See und die Berge, -ich packte
aus, spazierte, da die Sonne schon untergegangen war, nur ein wenig
durch die Strassen, ersetzte das versäumte Diner oder Lunch durch eine
»Ha[n]selmann«-Jause, und verbrachte den Rest des Abends zuhause. Heller
kleiner Speisesaal für circa 30 Personen, mässige Nacht mit Herzklopfen
und allerlei Träumen,– z.B.; ich werde als Arzt in ein Hotel gerufen-
unten in der Hall, die aber wie eine Bank aussieht, – sitzt quasi als
Direktor.-Paul H.; sehr nobel mit grauen Hosen und überschlagenen
Beinen, äusserst hochmütig, und telefoniert eben mit dem betreffenden
Kranken wegen des Honorars für mich. Ich zerbreche mir den Kopf, was ich
verlangen soll.–Ich erwache ziemlich katarrhalisch und warte die
Sonne ab, um mich auf den Weg nach Campher zu machen. Herrliche Strasse,
wunderbare Luft (wie Champagner) – nur rutscht man ununterbrochen
und ich beschliesse meine Schuhe mit Gummi versehen zu lassen. Souvret¬
ta-Eisplatz – vielleicht der schönste der Welt. – durch die Lage,
traum- durch die dort befindlichen Menschen-operettenhaft; – ich treffe
O.; Frau Koppel und irgend eine Berlin Familie. Lili hat eben Skistun¬
de. Ich sitze eine Stunde in der Sonne und spaziere dann den gleichen