Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 22. Januar 1925


Weg zurück, ohne dass irgendwelche Gespräche stattgefunden hätten.
Lunch mit noch leidlichem Appetit, den ganzen Nachmittag verbringe
ich etwas gripplig, aber rekonvaszierend auf dem Divan. Lili kommt
wahrhaft glänzend aussehend und wir plaudern zwei Stunden. O., die
im »Palace« mit Frau K. einen Besuch gemacht hat, holt sie ab.–Abend
zuhause; zur Arbeit hergerichtet, gelesen. (Lewisohn, gegen den Strom; -
Frank Heller, Filip Collins Abenteuer; – Valery, Variéte!) -In der Nacht
weder Herzklopfen noch Warte-Träume; aber höchst verschnupft aufge¬
wacht. Jetzt will ich in die Höhe und mich besonnen lassen.

- Deinen Expressbrief, Liebste, hab ich erst Sonntag Abends
in Zürich bekommen. Hier ist noch keinerlei Nachricht von Dir ein¬
getroffen. – Dass Du mit F.S. erst nach Deiner Unterredung mit Paul Zs.
sprechen willst -ist gewiss richtig; – ich frage mich nur,– ob Du
überhaupt mit ihm reden sollst – da ja eine Entscheidung doch unab¬
hängig von ihm erfolgen dürfte. Nun, Du wirst ja nach Deinem Besuch
bei Paul Zs. selbst empfinden, was das Beste sein wird. Dass Du auf
Glücksmann – er mag so ehrlich sein als er will – und er ist es ge¬
wiss – keine übergrossen Hoffnungen setzt, ist sehr klug. Dass man
zur »Redoute« einen (vielmehr zwei) andre Einakter spielen müsste
als die aus dem Zyklus oder auch den Abendspaziergang, – ist
meine unumstössliche Meinung; – und dass meiner Ansicht in der Redoute
der furchtbare Keim zu einem wirklichen Stück liegt, – dass der Akt
aber so wie er ist kein vollwertiges Drama bedeutet, – weisst Du auch.
Fiat justitia... ich bin unaagbar gespannt auf die neue Novelle. Ist
sie schon fertig diktiert, so könntest Du sie mir doch sofort hieher
schicken-? Und nun lebwohl, mein Liebes-, ich küsse Dich tausendmal,
auf ein sehr baldiges und gutes Wiedersehen. Dein A.